Berlin, Lima (epd). In Peru hat der Linkskandidat Pedro Castillo überraschend die erste Runde der Präsidentschaftswahlen gewonnen. Er kam nach Auszählung von 94 Prozent der Wahlzettel auf 19,1 Prozent der Stimmen, wie das Nationale Wahlbüro ONPE am Montagabend (Ortszeit) mitteilte. 13,3 Prozent der Stimmen erhielt die Konservative Keiko Fujimori, Tochter des autoritären Ex-Präsidenten Alberto Fujimori. Beide Kandidaten stehen sich im Juni in einer Stichwahl gegenüber.
18 Kandidaten, darunter zwei Frauen, hatten sich um das höchste Staatsamt beworben. Einen klaren Favoriten gab es nicht. Seit 2016 wird das Andenland von Korruptionsskandalen erschüttert, die eine schwere politische Krise auslösten. Es gab vier Präsidenten, die alle nicht ihr Mandat beendeten.
Der 51-jährige Grundschullehrer Castillo von der linken Splitterpartei "Perú Libre" galt im Wahlkampf als Außenseiter und tauchte nie in der Liste der Favoriten auf. Er stammt aus der nördlichen Provinz Cajamarca. 2017 führte er einen Lehrerstreik für eine bessere Bezahlung der Pädagogen an. Anders als die meisten anderen Präsidentschaftskandidaten ist Castillo in keine Korruptionsskandale verwickelt, gegen ihn laufen keine Ermittlungen. Seine Partei schickte ihn nur ins Rennen, weil der Parteivorsitzende und Ex-Gouverneur, Vladimir Cerrón, wegen Korruption verurteilt wurde und damit nicht antreten durfte.
Auch die 45-jährige Fujimori ist in Korruptionsskandale verwickelt. Sie saß bereits mehr als ein Jahr in Untersuchungshaft und wurde im Mai vergangenen Jahres aus Mangel an Beweisen entlassen. Die Vorsitzende der rechtsgerichteten Partei "Fuerza Popular" soll im Wahlkampf 2011 illegale Zahlungen vom brasilianischen Baukonzern Odebrecht erhalten haben, der im Mittelpunkt des größten Korruptionsskandals in Südamerika steht. Aktuell laufen gegen sie weitere Ermittlungen wegen Geldwäsche und Behinderung der Justiz. Keiko Fujimori ist die Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori (1990 bis 2000), der eine 25-jährige Haftstrafe wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verbüßt.
Neben dem Präsidenten waren die 25 Millionen Wahlberechtigten ebenfalls aufgerufen, über einen neuen Kongress abzustimmen. Auch hier stellt Castillos "Perú Libre" die größte Fraktion, gefolgt von Fujimoris "Fuerza Popular".
Peru leidet stark unter der Corona-Pandemie mit wieder steigenden Infektionszahlen. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind verheerend. Die Armut hat im vergangenen Jahr um 30 Prozent zugenommen, zugleich brach die Wirtschaft um mehr als zwölf Prozent ein.