Berlin (epd). Betriebsärzte kritisieren die Pläne zu verpflichtenden Corona-Tests für alle Unternehmen. Die Politik sollte die Tests in Firmen "stärker auf Bereiche und Abteilungen konzentrieren, in denen die Gefährdung durch viele persönliche Kontakte besonders hoch ist", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Wolfgang Panter, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Das sei etwa für Beschäftigte an der Supermarktkasse der Fall.
"Wer hingegen in einem Stahlwerk in 50 Metern Höhe allein auf einer Bühne arbeitet, hat ein sehr geringes Infektionsrisiko", sagte Panter. Die Politik sollte das mitbedenken und bei Tests "stärker in Abhängigkeit zur jeweiligen Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz differenzieren, statt für alle Unternehmen mit Präsenzarbeit eine pauschale Vorgabe zu machen", forderte der Mediziner mit Blick auf eine entsprechende Kabinettsentscheidung, die für den Vormittag geplant ist.
Zugleich wies Panter auf eine wachsende Umweltbelastung durch Millionen genutzter Testkits aus Kunststoff hin. "Immerhin produzieren wir mit den massenhaften Schnelltests jeden Tag auch Berge von medizinischem Plastikmüll", gab er zu bedenken.
Das Bundeskabinett berät am Dienstag in Berlin über bundesweit einheitliche Corona-Regeln. Kern ist dabei eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes. Die Bundesregierung wird demnach ermächtigt, bei hohen Infektionszahlen eine "Notbremse" zu ziehen und deutlich striktere Kontaktbeschränkungen durchzusetzen. Auch eine nächtliche Ausgangssperre wird diskutiert.
Bislang setzen die Bundesländer die Corona-Regeln um, weshalb die Maßnahmen sich von Land zu Land unterscheiden. Weil aber die Infektionszahlen aktuell wieder steigen und die Länder sich nicht einig werden, will der Bund einschreiten.
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