epd: Das neue Kirchenparlament startet in Kürze seine erste richtige Arbeitstagung. Was für Weichenstellungen sind dort zu erwarten?
Harald Geywitz: Die Landessynode ist auf sechs Jahre gewählt und ihr wird die Arbeit nicht ausgehen. Es geht darum, unsere Kirche fit für die Zukunft zu machen. Nicht um ihrer selbst willen, sondern, um Gottes frohe Botschaft in Wort und Tat zu den Menschen zu bringen. Dafür brauchen wir gute Strukturen und weniger Bürokratie, damit wir uns tatsächlich mit den eigentlichen Aufgaben beschäftigen können. Erste Beschlüsse dazu werden jetzt im Frühjahr gefasst, so beispielsweise zu den Gemeindestrukturen und einer Vereinfachung der Gemeindekirchenratswahlen. Im Herbst geht es dann mit den Mindestmitgliederzahlen für Gemeinden und dem kirchlichen Baurecht weiter.
Welche Themen muss die Landeskirche in der sechsjährigen Amtszeit der Synode bewältigen, was für drängende Fragen muss das Kirchenparlament lösen?
Geywitz: Die Corona-Pandemie war ein heftiger Einschnitt für unsere Gesellschaft. Trauer, Verletzungen und Streit bis zur Unversöhnlichkeit haben wir erlebt und auch eine ganze Menge Nächstenliebe und Solidarität. Was bleibt davon und welche Schlussfolgerungen sind zu ziehen? Da tappe ich noch im Dunkeln, aber diese Zeit wird uns noch beschäftigen. Der Friedensauftrag von uns Christinnen und Christen gilt jedenfalls auch innergesellschaftlich. Erst einmal werden wir uns auf dieser Frühjahrssynode Zeit nehmen und auf hoffnungsvolle Aufbrüche schauen, die in Kirche und Diakonie gelungen sind.
An was denken Sie da?
Geywitz: Ganz praktisch war es sehr wichtig, die diakonische Schuldnerberatung auch und gerade in Corona-Zeiten aufrecht zu erhalten. Die Berliner Kältehilfe hat in diesem kalten Pandemie-Winter alles gegeben und viele Familien haben gute digitale und Präsenz-Angebote bekommen, die wichtig für die Kinder und Jugendlichen waren und noch sind. Digitale Gottesdienstformate, Segens-Zettel oder Gottesdienst unterwegs mit Drehorgel oder Cabrio-Bus, all das waren Aufbrüche.
Sinkende Mitgliederzahlen und Rückgänge bei den Kirchensteuern zwingen zu Diskussionen über Einsparungen. Wovon wird sich die Landeskirche möglicherweise trennen?
Geywitz: Von einigem werden wir uns trennen müssen, die nackten Zahlen lassen ehrlicher Weise kaum eine andere Antwort zu. Einiges wird aber auch ebenso gut von und mit anderen in der Gemeinschaft der evangelischen Kirchen und auch in der Ökumene geleistet werden können.
"Keinesfalls sollten wir im Bereich Kommunikation sparen. Da haben wir eher noch Nacholbedarf."
Wovon wir uns konkret trennen müssen, werden wir in einem klug überlegten Verfahren gemeinsam entscheiden. Die zuständigen synodalen Fachausschüsse haben da eine hohe Verantwortung für ihre jeweiligen Handlungsbereiche. Das ist gut so und am Ende werden wir demokratisch entscheiden. Keinesfalls, so haben wir das verabredet, sollten wir im Bereich Kommunikation sparen. Da haben wir eher noch Nacholbedarf.
Sie haben zu Beginn ihrer Amtszeit als Präses vor kurzem eine stärkere Professionalisierung und Digitalisierung der Kirche gefordert. Wo genau sehen Sie Defizite und was wollen Sie ändern?
Geywitz: Im Bereich der Digitalisierung haben wir als Kirche im vergangenen Jahr gezeigt, welche Kräfte in uns schlummern. Aber auch, dass noch einiges zu tun ist. Die Menschen wollen doch unkompliziert online erfahren, wo etwas für sie gerade Spannendes passiert. Unsere wunderschönen Blüten blühen leider manchmal noch im Verborgenen. Professionell, also mit Hingabe etwas zu tun, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Dazu brauchen jedoch ehrenamtlich Engagierte wie Mitarbeitende das notwendige Rüstzeug. Diejenigen, die das Gesicht unserer Kirche sind, sollen fit sein für ihre aktuellen und auch die neuen Aufgaben. Menschen erzählen Menschen von Gott - dazu müssen sie alle Hilfe bekommen, die sie brauchen. Das meine ich mit Professionalität.