Berlin, Lima (epd). In Peru liegt der Linkskandidat Pedro Castillo bei der Präsidentschaftswahl laut Nachwahlumfragen überraschend vorn. Einer Prognose des Meinungsforschungsinstitutes Ipsos zufolge kommt er auf 18,1 Prozent der Stimmen, wie die Tageszeitung "La República" am Sonntagabend (Ortszeit) berichtete. Damit wäre der Kandidat der Splitterpartei "Perú Libre" in der Stichwahl. Auf Platz zwei kam die Konservative Keiko Fujimori, Tochter des autoritären Präsidenten Alberto Fujimori, mit 14,4 Prozent der Stimmen. Da keiner der Kandidaten 50 Prozent Wählerstimmen oder einen zehnprozentigen Vorsprung auf dem Zweitplatzierten erreicht hat, wird es eine Stichwahl geben, die für den 6. Juni geplant ist.
18 Kandidaten, darunter zwei Frauen, haben sich um das höchste Staatsamt beworben. Einen klaren Favoriten gab es nicht. Seit 2016 wird das Andenland von Korruptionsskandalen erschüttert, die eine schwere politische Krise auslösten. Es gab vier Präsidenten, die alle nicht ihr Mandat beendeten.
Der 51-jährige Grundschullehrer Castillo galt im Wahlkampf als Außenseiter und tauchte nie in der Liste der Favoriten auf. Er stammt aus der nördlichen Provinz Cajamarca, wo er auch als Lehrer arbeitet. 2017 führte er einen Lehrerstreik für eine bessere Bezahlung der Pädagogen an. Castillo ist im Vergleich zu den meisten anderen Präsidentschaftskandidaten in keine Korruptionsskandale verwickelt, gegen ihn laufen keine Ermittlungen.
25 Millionen Wahlberechtigte waren am Sonntag in Peru aufgerufen, über einen neuen Präsidenten und die Zusammensetzung des Kongresses abzustimmen. Peru leidet stark unter der Corona-Pandemie mit steigenden Infektionszahlen und hatte einen der längsten und rigidesten Lockdowns weltweit verhängt. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind schwer, die Wirtschaft brach um mehr als zwölf Prozent ein.