Berlin (epd). Die Ökonomin Veronika Grimm plädiert dafür, Unternehmen gesetzlich zu Coronatests für Beschäftigte zu verpflichten. "Das ist eine Herausforderung, bei der der Gesetzgeber tätig werden muss. Auch weil nicht zu erwarten ist, dass flächendeckende Tests auf freiwilliger Basis mit ausreichender Konsequenz umgesetzt werden können", sagte Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Montag).
Die von der Bundesregierung angepeilte "Notbremsen"-Regelung zur Pandemiebekämpfung in den kommenden Monaten reicht nach Ansicht Grimms nicht aus. "Die ist zwar wichtig, aber sobald man wieder ohne eine Strategie zur Kontrolle des Infektionsgeschehens mehr Interaktionen zulässt, werden die Fallzahlen wieder steigen", sagte die Nürnberger Wissenschaftlerin. "Auch wenn man gegen Zwang ist, muss man sehen: Die Testpflicht kann zu sinkenden Zahlen beitragen und so die Möglichkeit eröffnen, in absehbarer Zeit zu lockern und das Infektionsgeschehen dann bei niedrigen Zahlen auch unter Kontrolle zu behalten."
Zwar sei eine mögliche Testpflicht mit zusätzlichen Kosten verbunden. "Aber die Infektionszahlen nicht verlässlich zu senken und niedrig zu halten, ist weitaus teurer", sagte sie. Zugleich sprach sie sich für eine finanzielle Unterstützung testender Firmen aus: "Gegebenenfalls muss es Zuschüsse für Unternehmen geben, die die Tests nicht aus eigener Kraft stemmen können."
Am Wochenende hatten sich unter anderem Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) für die Testpflicht ausgesprochen. Laut Heil könnte das Vorhaben schon am Dienstag vom Bundeskabinett beschlossen werden.