Quito (epd). In Ecuador ist der konservative Politiker Guillermo Lasso zum neuen Präsidenten gewählt worden. Der 65-jährige Unternehmer gewann die Stichwahl am Sonntag (Ortszeit) nach Auszählung von knapp 98 Prozent der Stimmen mit rund 52,5 Prozent. Der Sozialist Andrés Arauz unterlag mit rund 47,5 Prozent. Der Anteil der ungültigen Stimmen lag bei knapp 13 Prozent und damit deutlich höher als in der ersten Wahlrunde im Februar.
"Die Wähler haben sich für den Wandel entschieden", sagte Lasso bei seiner Rede am Abend in Guayaquil und betonte, nach 14 Jahren Sozialismus einen neuen Kurs einzuschlagen. Der Banker, der bereits zum dritten Mal angetreten war, steht für eine liberale Wirtschaftspolitik und will den Staatsapparat deutlich verkleinern. "Seit Jahren träume ich davon, den Ecuadorianern zu dienen. Heute habt ihr entschieden, und eine Ära der Begegnung soll beginnen", sagte der Wahlsieger.
Arauz erkannte seine Niederlage am Abend an, wies in seiner Rede aber daraufhin, dass seine Partei die stärkste Fraktion im Parlament stellt und zu konstruktiver Opposition bereit sei. Der 36-jährige Wirtschaftswissenschaftler, der als Ziehsohn von Ex-Präsident Rafael Correa gilt, hatte den ersten Wahlgang mit rund 32 Prozent deutlich gewonnen. Er konnte die Anhänger der im ersten Wahlgang unterlegenen Kandidaten allerdings nicht für sich mobilisieren.
Lasso wird das höchste Staatsamt am 24. Mai inmitten einer schweren Krise übernehmen. Das Andenland ist schwer verschuldet, die Wirtschaft schrumpfte 2020 um 7,8 Prozent. Auch in sozialen Bereichen hat die Corona-Pandemie Ecuador um Jahre zurückgeworfen. So ist die Kluft zwischen Arm und Reich nach Angaben des Nationalen Statistikinstituts (INEC) wieder so tief geworden wie 2010. Die offizielle Arbeitslosenquote kletterte auf 5,7 Prozent und die der Unterbeschäftigten auf 23 Prozent. Laut INEC gilt jeder dritte Ecuadorianer als arm, auf dem Land ist es sogar die Hälfte der Bevölkerung.
Seit Ende Februar steigen zudem die Covid-Zahlen wieder an, die Krankenhäuser arbeiten an der Kapazitätsgrenze, die Impfkampagne der aktuellen Regierung läuft schleppend. Lasso versprach noch am Abend, bereits in der kommenden Woche mit der Planung seiner Impfkampagne zu beginnen.