Weimar (epd). Bei einer Gedenkveranstaltung im Deutschen Nationaltheater Weimar hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 76 Jahren erinnert. Buchenwald stehe für Rassenwahn, Folter, Mord und Vernichtung und lebe in vielen europäischen Familien bis heute fort, sagte der Bundespräsident. Mit seiner Vielzahl von Opfergruppen stehe das Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar für die gesamte Barbarei der Nazis, für einen aggressiven Nationalismus nach Außen, für Diktatur und Unterdrückung im Innern und für ein völkisches Denken.
Es sei nicht allein die Zahl der mindestens 56.000 Toten, die in dem Lager umkamen, sagte Steinmeier. Es seien die Umstände, unter denen Menschen in Buchenwald entrechtet und ausgebeutet, gequält und getötet worden seien, die den Schrecken dieses Ortes ausmachten: "Es ist die Umkehr aller Werte, die Perversion des Rechts, der Moral und der Menschlichkeit."
Es sei die nationalsozialistische Diktatur gewesen, die für grausamste Verbrechen und Völkermord verantwortlich gewesen sei. "Aber es waren Menschen, Deutsche, die anderen Menschen das antaten", betonte der Bundespräsident.
An dem per Livestream übertragenen Gedenken nahmen auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Landtagspräsidentin Birgit Keller (beide Linke) teil. Überlebende des Lagers waren per Video zugeschaltet. Im vergangenen Jahr mussten die Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Befreiung wegen der Corona-Pandemie ausfallen. In Buchenwald waren bis April 1945 fast 280.000 Menschen inhaftiert.