Hannover (epd). Patientenschützer und Sozialverbände haben sich besorgt darüber geäußert, dass Hausärzte keine genauen Angaben über das Alter der Corona-Geimpften machen. "Der Impffortschritt bei der Risikogruppe wird nicht mehr öffentlich abgebildet. Somit fehlen ab jetzt neueste Informationen über die Impfrate der Menschen, deren Leib und Leben das Virus am meisten bedroht", sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Dabei seien noch immer "Millionen der über 80-Jährigen nicht vor dem Virus geschützt".
Brysch forderte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, die Kassenärztlichen Vereinigungen "sofort anzuweisen, die Daten täglich zu sammeln und weiterzugeben. Sonst ist der Vorwurf schwer von der Hand zu weisen, dass die ethisch festgesetzte Impfreihenfolge für die niedergelassenen Ärzte keine Bedeutung mehr hat". Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte der Patientenschützer, die Stiftung habe einzelne Ärzte vor Ort angerufen, die durchaus die Daten liefern könnten. Noch gebe es nicht genügend Impfstoff, um Priorisierungen aufzuheben. "Uns macht Sorge, dass wir in einem knappen Zustand nicht die volle Transparenz haben."
Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) reagierte alarmiert, weil Millionen Hoch- und Höchstbetagte weiter auf ihre Impfungen warteten, obwohl in vielen Bundesländern schon jüngere Gruppen an der Reihe seien. "Zum 31. März waren in NRW erst 59 Prozent der über 80-Jährigen erstgeimpft", sagte SoVD-Vizepräsidentin Ursula Engelen-Kefer der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Vollständig mit zwei Impfdosen geschützt sind noch viel weniger Menschen. Unsere Sorge ist daher groß, dass viele alte und vorerkrankte Menschen durchs Raster fallen, wenn nun keine genauen Angaben mehr über die Impfquoten dieser Gruppen gemacht werden."
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung bestätigte der Zeitung, dass Altersangaben zu Corona-Geimpften nur nach den Kategorien "unter 60" und "über 60" an das Robert Koch-Institut weitergegeben würden. Daher finden sich dem Blatt zufolge beim RKI und auf den Seiten des Gesundheitsministeriums keine aktuellen Angaben mehr über die tatsächlichen Impfquoten der Altersgruppen "über 70" beziehungsweise "über 80", für die Corona besonders gefährlich ist.