Brüssel, Amsterdam (epd). Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfiehlt den Impfstoff von Astrazeneca trotz eines möglichen Zusammenhangs mit Blutgerinnseln weiter als wirksames Mittel gegen die Corona-Pandemie. Der Nutzen überwiege das Risiko, erklärte die EMA am Mittwoch in Amsterdam. Zugleich solle die Medikamenteninformation um die Nebenwirkungen ergänzt werden.
Die Behörde urteilte, dass im Zeitraum von zwei Wochen nach einer Impfung mit Astrazeneca die Möglichkeit von "sehr seltenen Fälle von Blutgerinnseln in Kombination mit niedrigen Blutplättchenwerten" bestehe. Sie hatte Fälle von Blutgerinnseln in Venen des Gehirns, im Unterleib sowie in Arterien untersucht. Die meisten bekannten Fälle seien bei Frauen unter 60 aufgetreten. Spezielle Risikofaktoren machte die EMA aber nicht aus.
Eine mögliche Erklärung für die Kombination der Blutgerinnsel mit niedrigen Blutplättchen ist der EMA zufolge eine Immunreaktion. Diese könnte zu einem Zustand führen, wie er manchmal bei mit Heparin behandelten Patienten auftrete. Patienten mit folgenden Symptomen sollten sofort medizinische Hilfe suchen: Kurzatmigkeit, Schmerzen in der Brust, Schwellung im Bein, anhaltende Schmerzen im Unterleib, neurologische Symptome, darunter schwere anhaltende Kopfschmerzen oder verschwommenes Sehen, sowie kleine Blutflecken unter der Haut abseits der Injektionsstelle.
Der Impfstoff von Astrazeneca wird in Deutschland nur noch eingeschränkt eingesetzt. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut hat empfohlen, das Mittel uneingeschränkt nur noch an die Altersgruppe der über 60-Jährigen zu vergeben. Die Kommission reagierte auf den Verdacht, es könne einen Zusammenhang zwischen der Impfung und Fällen von Hirnvenenthrombosen insbesondere bei jüngeren Frauen geben.