Dresden (epd). In Dresden ist am Dienstag an den rassistisch motivierten Angriff auf Jorge Gomondai vor 30 Jahren erinnert worden. Wegen der Corona-Pandemie fand das Gedenken vor allem digital statt. Der Ausländerrat lud zu einem "Kritischen Mahngang" ein. Bei einem digitalen Workshop wollten Migrantinnen und Migranten am Abend über Folgen von institutionellen Rassismus berichten.
Coronabedingt musste die vom Ausländerrat geplante öffentliche Gedenkkundgebung ausfallen. Blumen sollten individuell am Gomondai-Gedenkstein abgelegt werden. Der gebürtige Mosambikaner war am 6. April 1991 im Alter von 28 Jahren an den Folgen eines rassistischen Überfalls gestorben.
Eine Gruppe Jugendlicher hatte ihn zuvor in der Nacht zum Ostersonntag in einer Straßenbahn bedrängt, angepöbelt und mit rassistischen Äußerungen beleidigt. Gomondai stürzte unter nicht geklärten Umständen aus dem Wagen. Wenige Tage später erlag er seinen schweren Kopfverletzungen.
Gomondai gilt als das erste Todesopfer eines rassistischen Angriffs in Dresden nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Ermittlungen gegen die Tatverdächtigen waren von Polizeipannen begleitet. Letztlich konnte vor Gericht nicht endgültig geklärt werden, ob Gomondai aus der Bahn sprang, ob er stürzte oder gestoßen wurde.
1993 wurde am Tatort ein Gedenkstein eingeweiht, seit dem 30. März 2007 heißt dieser Platz offiziell Jorge-Gomondai-Platz. Der Ausländerrat Dresden hatte 1992 dazu aufgerufen, den Jahrestag des Angriffs als eine Mahnung gegen Rassismus und rechtsradikale Gewalt zu begehen. Die erste Gedenkfeier organisierten Dresdner Vereine und Kirchen.