Düsseldorf (epd). Der Deutsche Lehrerverband lehnt die Forderung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ab, die Abiturprüfungen wegen der Corona-Krise in diesem Jahr notfalls ausfallen zu lassen und durch bisher erzielte Noten zu ersetzen. "Bereits im letzten Jahr für das letztjährige Abitur hatte die GEW diese Forderung erhoben, und es war im Nachhinein gesehen absolut richtig, dass die Bundesländer dieser damals Forderung nicht gefolgt sind", sagte der Chef des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag).
Die Abiturprüfungen hätten 2020 trotz ähnlich hoher Inzidenzen wie jetzt sicher und weitgehend problemlos stattgefunden, betonte Meidinger. Die Ergebnisse seien "ähnlich, sogar insgesamt leicht besser ausgefallen als die Jahre vorher". Viele Bundesländer hätten zudem auf die steigenden Inzidenzen reagiert und die Abiturprüfungen auf Termine im Mai und Juni verschoben. Gegen eine Ersetzung der Prüfungen durch bisherige Noten spreche auch, dass bereits in einem Bundesland die Abiprüfungen komplett abgeschlossen seien und in anderen Ländern schon liefen.
Außerdem würde durch einen Ausfall die Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern und auch zu bisherigen Jahrgängen massiv erschwert, arumentierte Meidinger. Er befürchtet darüber hinaus wegen fehlender Prüfungen auf den Abschlusszeugnissen einen "dauerhaften Negativstempel als Corona-Jahrgang". Ferner bekämen die Universitäten wegen fehlender Vergleichbarkeit Probleme bei der Studienzulassung.
GEW-Chefin Marlis Tepe hatte dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND/Montag) gesagt: "Sollte das Infektionsgeschehen so dramatisch ansteigen, wie die dritte Welle in anderen europäischen Nachbarstaaten befürchten lässt, müssen die Länder flexibel reagieren und von Prüfungen absehen." In diesem Fall könnten "zum Beispiel die Leistungen aus dem Unterricht zur Grundlage der Notengebung gemacht werden".