Bischöfe rufen zu Zuversicht auf: "Not ist nicht das letzte Wort"
Das ganze Land ist in Karfreitagsstimmung, findet der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm: "Ostern ist noch nicht da." Gerade in der Corona-Pandemie fordern die Kirchen dazu auf, auf Gott zu vertrauen.

Frankfurt a.M. (epd). Am Karfreitag haben Bischöfe der beiden großen Kirchen zu Zuversicht und Solidarität aufgerufen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hob in seiner Predigt in München die seelischen Folgen der Corona-Pandemie hervor. Viele Menschen fühlten sich "erschöpft, verwundet" und ohnmächtig. Aber Christen schöpften Energie und Widerstandskraft aus dem Glauben an Gott.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief dazu auf, die Augen nicht vor dem Leid in der Welt zu verschließen. In seiner Predigt im Limburger Dom erinnerte er an Kriege, Hunger, Flüchtlingselend und die Klimakatastrophe. "Wegdrücken löst echte Probleme nicht", mahnte er. An Karfreitag gedenken Christen dem Tod Jesu am Kreuz.

Das ganze Land sei in Karfreitagsstimmung, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm. Die monatelange Hoffnung, Ostern 2021 wieder ohne Masken und unbeschwert feiern zu können, "als eine Art Neuaufbruch in eine neue Normalität", sei enttäuscht worden. Doch trotzdem gebe es Hoffnung. "Ostern ist noch nicht da. Aber in der Gegenwart Gottes, indem er unsere Not teilt, ahnen wir schon etwas davon, dass diese Not nicht das letzte Wort ist."

Im Kreuz, an dem Jesus starb, sieht der württembergische evangelische Bischof Frank Otfried July einen Aufruf zur Versöhnung. Deshalb sei an die Menschen zu denken, die Opfer von Gewalt, Verfolgung, Vertreibung und Krieg geworden seien, sagte July in der Stuttgarter Stiftskirche. Der Bischof erinnerte unter anderem an die Not der Menschen in den Flüchtlingslagern, in Myanmar, Belarus und Hongkong.

Bischof Bätzing sagte, verdrängte Probleme schlügen oft mit Wucht zurück wie ein Bumerang. Dabei verwies er auf die zweite Corona-Welle. "Und unsere Familien, die Senioren, Geschäftsleute und Kleinunternehmer, Kita-Kinder und Schüler, Pflegerinnen und Ärzte und viele mehr, vor allem aber die beinahe 80.000 Verstorbenen haben den hohen Preis bezahlt", betonte er. "Für sie alle hängt Jesus stellvertretend am Kreuz."

Der Münsteraner katholische Bischof Felix Genn würdigte das Engagement vieler Menschen in der Pandemie: Viele stünden anderen Menschen zur Seite. Zudem brächten Wissenschaftler, Ärzte, Pflegekräfte sowie Angehörige viel Kraft auf, um der Krankheit zu widerstehen. Dieser Kampf lohne sich und sei notwendig, "selbst wenn wir die große Zahl der Opfer in keiner Weise übersehen dürfen", sagte der Bischof.

Der Papst besuchte am Karfreitag ein provisorisches Impfzentrum für Obdachlose und Bedürftige im Vatikan. Franziskus habe die Vorbereitung der Dosen in Augenschein genommen und sich mit den Wartenden ausgetauscht, teilte der Vatikan mit. Bislang seien 800 der geplanten 1.200 Vakzindosen in der vatikanischen Audienzhalle verabreicht worden.

Am Vorabend feierte der Papst eine Messe mit dem wegen eines Finanzskandals aus dem Kardinalsstand entlassenen Angelo Becciu. Das Kirchenoberhaupt zelebrierte die Abendmahlsmesse in der Kapelle der Privatwohnung des italienischen Geistlichen im Palast der Glaubenskongregation.

Die Messe am Gründonnerstag erinnert an das letzte Abendmahl von Jesus Christus mit seinen Jüngern vor seiner Kreuzigung. Franziskus zelebrierte diesen Gottesdienst in der Vergangenheit unter anderem in Haftanstalten und vollzog die im Anschluss daran vorgesehene Fußwaschung an Gefangenen.

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