Pflegebeauftragter warnt vor Flucht aus dem Pflegeberuf

Berlin (epd). Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, warnt vor einer Massenflucht aus dem Pflegeberuf, sollten die Arbeitsbedingungen nicht durchgreifend verbessert werden. "Wenn wir nicht schnell das Ruder herumreißen, riskieren wir einen massenhaften Ausstieg aus dem Beruf", sagte Westerfellhaus dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Online, Donnerstag).

Die Pflegekräfte seien nach über einem Jahr Dauerstress in der Pandemie körperlich und seelisch erschöpft. Er höre bei Gesprächen oft, dass sich Pflegekräfte nach beruflichen Alternativen umsehen. "Viele haben das Vertrauen verloren, dass sich die Situation grundlegend ändert", warnte er. Es gebe Hinweise darauf, dass im vergangenen Jahr Tausende Pflegekräfte in Krankenhäusern und der Altenpflege aufgehört hätten.

"Wenn man wegen knapper Stellenpläne und Personalmangels immer wieder aus freien Tagen oder gar dem Urlaub zurückgerufen wird, wenn man ständig das Gefühl hat, seinem eigenen Anspruch an den Job nie gerecht werden zu können, weil nur gehetzt werden muss, dann zermürbt das die Beschäftigten", sage Westerfellhaus. Es gebe ein "Gefühl der Ohnmacht".

Westerfellhaus forderte Personalschlüssel, die sich am tatsächlichen Pflegebedarf orientieren und an der Leistungsfähigkeit der Pflegekräfte, "mit planbaren Arbeitszeiten und ohne Hetze". Zudem verlangte er mehr Kompetenzen für die Pflegenden. "Examinierte Pflegekräfte können nach ihrer dreijährigen Ausbildung extrem viel, fühlen sich aber oft zu Assistenten der Ärzte degradiert", sagte er. Die Ärzte müssten "begreifen, dass eine flächendeckende Versorgung auch in ländlichen Regionen nur mit einer sinnvollen Arbeitsteilung zwischen Medizinern und Pflegekräften zu schaffen ist". Der Pflegebevollmächtigte verlangte zudem eine bessere Bezahlung.