Astrazeneca: Lehrer und Kitas warnen vor neuen Schließungen
Kitas, Lehrer und Behindertenhilfe dringen darauf, die Corona-Impfungen nicht zu verzögern. Alle müssten "so schnell sein, wie sie können", mahnt die Lebenshilfe. Nach den erneuten Einschränkungen des Impfstoffs von Astrazeneca wächst die Angst.

Berlin (epd). Lehrer, Kitaverbände und Behinderteneinrichtungen warnen nach dem Teil-Stopp beim Corona-Impfstoff von Astrazeneca vor neuerlichen Schließungen. Wenn das Vakzin für Menschen unter 60 Jahren nicht mehr infrage komme, müssten die Impfzentren alternative Impfstoffe bereitstellen, damit das Personal geschützt sei und die Kitas weiter geöffnet bleiben können, sagte die Leiterin des Hauptstadtbüros des Deutschen Kitaverbandes, Claudia Geisler, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, mahnte in der "Bild"-Zeitung: "Wenn Astrazeneca generell nicht mehr verimpft werden kann, droht die Impfpriorisierung von Lehrkräften komplett zu scheitern." Indessen forderte die Deutsche Stiftung Patientenschutz die freie Wahl des Impfstoffs.

Laut Meidinger war das Astrazeneca-Vakzin vorrangig für Lehrer vorgesehen. Ohne die Impfung von Lehrkräften könne man Schulen bei hohen Inzidenzen nicht weiter offen halten, warnte er. Lehrer und Schüler müssten dann wieder in den Distanzunterricht. Kita-Vertreterin Geisler unterstrich, für das Kita-Personal sei es wichtig, "dass der Impfstoff sicher ist, dass zügig weiter geimpft wird und die Terminvergabe für die Träger effektiv organisiert ist".

Für Menschen mit Behinderungen hatte die Aussicht auf eine baldige Impfung mehr Möglichkeiten eröffnet, etwa für ihre Arbeit in Behindertenwerkstätten, wie eine Sprecherin des Fachverbandes Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie sagte. Jetzt stellten sich bei vielen Betroffenen Ängste ein. Da viele Behinderte in betreuten Wohngemeinschaften lebten und häufig aufgrund von Vorerkrankungen zur Risikogruppe zählten, seien die Impfungen dringend erforderlich.

Damit Menschen mit einer geistigen Behinderung entscheiden könnten, ob sie sich aufgrund ihrer Lebenssituation womöglich doch mit Astrazeneca impfen lassen wollten, benötigten sie umfassende Informationen in leichter Sprache, sagte Jenny Axmann, Referentin für Sozialrecht bei der Lebenshilfe, dem epd. Alle Beteiligten sollten "so schnell sein, wie sie können".

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte eine freie Wahl des Impfpräparats für Patienten. "Zur Impffreiheit muss jetzt auch die Wahlfreiheit gehören", sagte er dem epd. Älteren Menschen dürften die anderen Impfstoffe nicht vorenthalten werden. Aktuell sind neben Astrazeneca die Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna sowie von Johnson & Johnson in Deutschland zugelassen. Erste Auslieferungen des Johnson & Johnson-Präparats werden für Mitte April erwartet.

Nachdem mehrere Bundesländer am Dienstag die Impfung mit Astrazeneca für unter 60-Jährige gestoppt hatten, empfahl die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, das Mittel uneingeschränkt nur noch an die Altersgruppe der über 60-Jährigen zu vergeben. Die Kommission reagierte damit auf den Verdacht, es könne einen Zusammenhang zwischen der Impfung und einigen Fällen von Hirnvenenthrombosen insbesondere bei jüngeren Frauen geben.