Berlin (epd). Notfallbehandlungen von Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten sind in der zweiten Coronawelle von Oktober 2020 bis Januar 2021 stark zurückgegangen. Die Zahl der Herzinfarkt-Behandlungen in Krankenhäusern sank in diesem Zeitraum um 13 Prozent, die der behandelten Schlaganfälle um elf Prozent, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in ihrem "Krankenhaus-Report 2021" am Dienstag in Berlin mitteilte. Der Rückgang sei damit fast so stark ausgefallen wie in der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020.
Für die erste Pandemiewelle fand das WIdO außerdem heraus, dass die gesunkenen Behandlungszahlen mit signifikant mehr Todesfällen bei Schlaganfall-Patienten einhergingen. Deshalb geben die erneuten Einbrüche der Behandlungszahlen Anlass zur Sorge, sagte WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber.
Klinikärzte hätten zudem wiederholt darauf hingewiesen, dass Herzinfarkt-Patienten gehäuft verspätet und mit geschädigtem Herzen ins Krankenhaus kämen. "Wir können angesichts der Zahlen nur den Appell an die Bevölkerung erneuern, bei Notfallsymptomen auch unter den Bedingungen der Pandemie nicht zu zögern, den Notruf zu wählen", sagte Klauber.
Auch Krebsoperationen sind ihm zufolge in der zweiten Pandemiewelle stark zurückgegangen. So habe es 20 Prozent weniger Darmkrebs-Operationen gegeben. Klauber schätzt, dass es auch in der zweiten Welle eine deutlich reduzierte ambulante Diagnostik gegeben habe. Ob weniger Patienten eine Darmspiegelung machen lassen wollten oder Ärzte aus Kapazitätsgründen weniger Darmspiegelungen angeboten hätten, sei aus den vorliegenden Zahlen nicht erkennbar.