"Tag der Streitkräfte" in Myanmar: Berichte über mehr als 90 Tote

Frankfurt a.M., Yangon (epd). In Myanmar ist die Gewalt knapp acht Wochen nach dem Putsch in einem neuen Ausmaß eskaliert. Am Samstag seien bei Protesten landesweit mindestens 59 Menschen in verschiedenen Städten und Regionen getötet worden, berichtete das Medium "Irrawaddy News". Darunter seien auch drei Kinder im Alter von sieben, zehn und 13 Jahren gewesen. Das Nachrichtenportal "Myanmar Now" sprach sogar von mindestens 91 Toten in 40 Städten bis zum späten Nachmittag (Ortszeit).

Zuvor hatte die "Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener" (AAPP) bis einschließlich Freitagabend bereits 328 Tote bei Protesten seit dem Militärputsch vom 1. Februar gemeldet. Mehr als 3.000 Menschen wurden demnach festgenommen. Am Samstag hatten Aktivistinnen und Aktivisten anlässlich des "Tages der Streitkräfte" zu neuen Massendemonstrationen gegen das Militärregime aufgerufen. 

Mit einer Parade erinnert Myanmars Armee jedes Jahr am 27. März an den Beginn des Widerstands gegen die japanischen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs. Menschenrechtler verurteilten das brutale Vorgehen des Militärs erneut scharf. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter steigt. Kritiker sprechen von einem "Tag der Schande".  

In einer Fernsehansprache verteidigte Juntachef Min Aung Hlaing den Putsch mit der Begründung, die Demokratie schützen zu wollen. Auch solle es in absehbarer Zukunft Wahlen geben. Einen Zeitpunkt nannte er jedoch nicht. Zuvor hatte das Militärregime der Bevölkerung aufs Neue damit gedroht, dass Demonstranten in Kopf und Rücken geschossen werden könne.

Menschenrechtler äußerten sich entsetzt. "Dies ist ein Tag des Leidens und der Trauer für das Volk, das für die Arroganz und Gier der Militärs wiederholt mit dem Leben bezahlen muss", kritisierte der Vize-Asienchef von "Human Rights Watch", Phil Robertson. Für die Tragödie der modernen Geschichte Myanmars sei die Herrschaft aufeinanderfolgender Militärmachthaber verantwortlich. Diese hätten die Menschenrechte verletzt, die Wirtschaft geplündert und das Land in einem ewigen Bürgerkrieg gespalten.

Angesichts der steigenden Opferzahlen wächst seit Wochen der internationale Druck auf die Junta. UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Gewalt wiederholt scharf verurteilt und von der Weltgemeinschaft eine energische und geeinte Reaktion gefordert. Die USA, Großbritannien sowie die EU haben neue Sanktionen gegen Verantwortliche in Myanmar verhängt.