Die neue Ko-Vorsitzende der Partei "Die Linke", Janine Wissler, fordert in der Corona-Krise, auch eine zeitweilige Schließung von Industriebetrieben ins Auge zu fassen. "Ich finde, wenn die Zahlen weiter so in die Höhe gehen, dann muss man auch darüber reden, dass nicht dringend notwendige Produktion ein paar Tage stillgelegt werden muss, um die Infektionsketten zu brechen", sagte die 39-Jährige im Interview der Woche des Deutschlandfunks.
Es herrsche derzeit eine Schieflage, weil die Corona-Beschränkungen im Wesentlichen im privaten Bereich ansetzten. Man müsse bei der Pandemie-Bekämpfung endlich auch die Arbeitswelt einbeziehen, sagte die Vorsitzende der Linksfraktion im hessischen Landtag. Viele Menschen müssten weiter täglich in Großraumbüros, Call-Center oder Fertigungshallen fahren, die Busse und Bahnen seien voll. Die Corona-Infektionen endeten aber nicht am Betriebstor. Es brauche dringend eine Verpflichtung für Arbeitgeber, Mitarbeitern kostenlose Corona-Tests anzubieten.
Kritik an ihrer im Herbst beendeten langjährigen Mitgliedschaft im Trotzkisten-Netzwerk Marx 21 weist Wissler zurück. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Gruppierung seit Jahren als linksextrem ein. Sie könne das Urteil einer Behörde nicht ernst nehmen, die bis vor kurzem noch vom "rechten Verschwörungsideologen" Hans-Georg Maaßen geleitet worden sei.
Marx 21 gibt als Ziel an, für eine Vergesellschaftung durch eine "Rätedemokratie von unten" zu kämpfen. Die Frage von Vergesellschaftung sei eine ganz wichtige Frage, sagte Wissler, konkret im Bereich Infrastruktur und öffentlicher Daseinsfürsorge wie dem Gesundheitswesen oder dem Immobilieneigentum großer Konzerne. Zu oft würden wichtige gesellschaftliche Fragen in Konzernen entschieden.
epd et