Düsseldorf (epd). Rentenpräsidentin Gundula Roßbach sieht die Rentenversicherung trotz der Corona-Krise in einer stabilen Verfassung. "Die guten Jahre vor der Krise haben uns eine relativ hohe Nachhaltigkeitsrücklage von aktuell rund 35 Milliarden Euro beschert", sagte Roßbach der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). Diese sei im Jahr 2020 um rund vier Milliarden Euro abgebaut worden. Der Rückgang sei aber deutlich kleiner als noch vor einem Jahr erwartet, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung. Zudem seien die Beitragseinnahmen 2020 trotz der Krise höher als 2019 gewesen.
"Wir werden die Rücklage auch in diesem Jahr abbauen müssen, aber nicht so stark, dass wir von einer Schieflage sprechen könnten", erklärte Roßbach. Bis 2025 könnten nach heutigem Stand beide Haltelinien gehalten werden: Der Beitragssatz werde nach den Prognosen nicht über 20 Prozent steigen und das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinken. "Der Beitragssatz wird nach den Vorausberechnungen 2023 um 0,5 Prozentpunkte auf 19,1 Prozent steigen", sagte die Rentenversicherungspräsidentin. "Bei der Oktober-Schätzung hatten wir noch mit einem Anstieg auf 19,3 Prozent gerechnet", erklärte Roßbach.
Zu einer weiteren Erhöhung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus äußerte sich Roßbach skeptisch. "Ich plädiere dafür, mit einer Entscheidung in diesem Bereich erst einmal abzuwarten." Das Rentenalter 67 sei erst 2031 erreicht und eine zu frühe Entscheidung liefe Gefahr, wegen veränderter Rahmenbedingungen später wieder korrigiert werden zu müssen. "Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Krise und ihrer möglichen Folgewirkungen", warnte Roßbach, die auch Mitglied der Rentenkommission der Bundesregierung ist. "Wir werden uns als Gesellschaft ganz klar fragen müssen, welchen Teil unserer Wertschöpfung wir künftig für die Alterssicherung einsetzen wollen", sagte sie.