Frankfurt a.M. (epd). Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (64) ist nach dem Messerattentat, bei dem sie 2015 schwer verletzt wurde, unempfindlicher gegen verbale Angriffe geworden. "Ich habe erlebt, was wirklich schlimm ist, das Attentat fühlte sich an wie eine Hinrichtung. Das andere ist unangenehm, aber nicht so schrecklich", sagte Reker dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" (April-Ausgabe). Sie müsse alles Mögliche ertragen. Es sei eine Schande, dass sie auf dem Stuhl Konrad Adenauers sitze, habe sie zu hören bekommen. "Aber ich sage dann immer: 'Unrat muss man vorbeischwimmen lassen.'"
Bei dem Attentat im Oktober 2015 hatte ein Rechtsextremist die parteilose Kommunalpolitikerin niedergestochen und ihr die Luftröhre durchtrennt. Sie habe damals keine Angst vor dem Tod gehabt, sagte Reker. "Aber ich hatte Angst, ich könnte querschnittsgelähmt sein und käme mit dem Rollstuhl nicht durch die schmale Badezimmertür. Ich wundere mich selbst, welche Gedanken man in so einem Moment hat." Nach dem Attentat habe sie die "unglaubliche Welle der Sympathie" aufgebaut, die von den Kölnern gekommen sei.