Berlin, São Paulo (epd). In Brasilien wurden erstmals mehr als 100.000 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages registriert. Wie das Gesundheitsministerium am Donnerstagabend (Ortszeit) meldete, gab es 100.158 neue Fälle binnen 24 Stunden. 2.639 Menschen sind innerhalb eines Tages an oder mit einer Corona-Infektion verstorben. Wissenschaftler machen die Ausbreitung der sehr viel ansteckenderen Virus-Mutation P.1 für die stark gestiegenen Infektionszahlen verantwortlich. Brasilien beklagt inzwischen mehr als 303.000 Corona-Tote.
Bundesstaaten wie São Paulo und Rio de Janeiro haben einen strengen Lockdown verhängt und das öffentliche Leben heruntergefahren. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro kritisierte erneut die Schutzmaßnahmen als kontraproduktiv. Sie schadeten nur der Wirtschaft. Derweil steht im ganzen Land das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch. Wie die Zeitung "O Globo" berichtete, warten allein in Rio de Janeiro mehr als doppelt so viele Covid-19-Patienten auf ein Intensivbett, als Plätze vorhanden sind. Zudem fehlt es an Medikamenten, die für die Beatmung notwendig sind, und Sauerstoff wird knapp.
Die neue Virusmutante P.1 ist erstmals in der Amazonas-Metropole Manaus aufgetaucht und hat sich inzwischen auf das ganze Land ausgebreitet. Seit Anfang März macht sie rund die Hälfte der Neu-Infektionen aus, wie das staatliche Forschungsinstitut FioCruz mitteilte. Laut einer Studie soll sie um bis zu 150 Prozent ansteckender sein als die Ursprungsvariante von Covid-19.