Oaxaca de Juárez, Mexiko-Stadt (epd). Der deutsch-französische Menschenrechtspreis "Gilberto Bosques" geht in diesem Jahr an das "Movimiento por Nuestros Desaparecidos en México" (MNDM). Die Bewegung setzt sich für die Aufklärung des Schicksals der zahlreichen Verschwundenen in Mexiko ein. Mit der Auszeichnung werden 72 Gruppen geehrt, die der MNDM angehören. Der Preis wird den Gewinnern am Freitag (Ortszeit) in Mexiko-Stadt übergeben.
In Mexiko gelten mehr als 80.000 Menschen als verschwunden. Sie wurden von kriminellen Banden oder staatlichen Kräften verschleppt und sind nie wieder lebend aufgetaucht. Da die Regierung lange Zeit nichts zur Aufklärung der Fälle unternahm, begannen die Angehörigen selbst, nach ihren Geschwistern, Kindern oder Eltern zu suchen. Rund 4.000 Leichengräber wurden mittlerweile gefunden.
Zudem fordert die Bewegung, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Bislang bleiben die meisten Fälle straflos. "Erst auf Druck der Familienangehörigen hat die mexikanische Regierung dieses Verbrechen in den Blick genommen", betonte Melanie Bleil von "Brot für die Welt" und wies darauf hin, dass die Bewegung zurecht internationale Unterstützung fordere. Die MNDM-Sprecherin Grace Fernández erklärte, der Preis zeige, dass die internationale Gemeinschaft die gravierende Problematik anerkenne.
Neben der Verschwundenen-Bewegung wurde auch das Lebenswerk des emeritierten Bischofs von Saltillo, Raúl Vera, und Yésica Sánchez Maya von der feministischen Organisation Consorcio gewürdigt. Vera setzt sich seit vielen Jahren für die Menschenrechte ein, Sánchez kämpft im Bundesstaat Oaxaca gegen Gewalt gegen Frauen und für Frauenrechte.
Der Gilberto-Bosques-Preis wird seit 2013 von den Botschaften Deutschlands und Frankreichs in Mexiko vergeben. Mit ihm soll das Engagement für die Durchsetzung der Menschenrechte ausgezeichnet werden. Der Namensgeber Bosques hat als mexikanischer Generalkonsul in Frankreich Verfolgten des Nazi- und des Francoregimes zur Flucht nach Mexiko verholfen.