Berlin (epd). Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat vor einem weltweiten Anstieg der Kinderarbeit in der Corona-Pandemie gewarnt. "Die bittere Realität ist: Über 70 Millionen Kinder schuften unter ausbeuterischen Bedingungen, auf den Kakao- und Kaffeeplantagen Afrikas, in Fabriken und Minen - auch für unseren Wohlstand", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag) zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer der Sklaverei (25. März). "Corona verschärft die Lage noch."
Hunderttausende Kinder würden laut Schätzungen durch die Pandemie zusätzlich in Kinderarbeit gedrängt, führte Müller aus. Das sei moderne Sklaverei. "Es ist unbegreiflich, aber durchschnittlich arbeiten 50 Sklaven für jeden von uns", sagte der Minister. Experten erklären die Zunahme der Kinderarbeit in der Pandemie unter anderen durch eine Verschärfung der weltweiten Armut infolge von Lockdowns und durch die Schließung von Schulen.
Das Lieferkettengesetz, das die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, könne dazu beitragen, die Verhältnisse zu ändern, erklärte Müller. Es lege verbindliche Standards zur Einhaltung von Menschenrechten in den Lieferketten fest. "Eine gerechte Globalisierung ist die soziale Frage des 21. Jahrhunderts", betonte der CSU-Politiker: "Sklaverei gehört schon lange in die Geschichtsbücher und nicht in eine globalisierte Welt."