Köln (epd). Die Zunahme der Corona-Neuinfektionen macht sich laut dem Intensivmediziner Gernot Marx auch wieder in den Krankenhäusern deutlich bemerkbar. In den vergangenen Tagen seien täglich Neuaufnahmen von Covid-19-Patienten zu verzeichnen gewesen, sagte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin der Universität Aachen am Mittwoch im Interview des Deutschlandfunks. "Also etwas salopp gesagt: Es geht wieder los."
Inzwischen gebe es allerdings nicht mehr so viele Patienten über 80 Jahren in der Notfallaufnahme, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). "Die Impfungen scheinen wirklich zu wirken." Zugleich trat Marx dem Eindruck entgegen, dass in den ersten beiden Wellen Jüngere nur am Rande betroffen gewesen seien. Es seien "längst nicht nur" Patienten über 80 behandelt worden, betonte er. Auch bei jüngeren gebe es sehr schwere und langwierige Verläufe mit Organausfall. "Und leider konnten wir auch nicht alle Patienten zurück ins Leben bringen, es sind auch etliche verstorben, offengestanden auch ohne Vorerkrankungen."
Und jetzt sei zu beobachten, dass vermehrt jüngere Menschen unter 30 infiziert seien. Auch wenn bisher selten schwerere Verläufe bei jüngeren Menschen zu verzeichnen gewesen seien, bleibe die Entwicklung in den kommenden Wochen abzuwarten. "Wenn man ehrlich ist, gibt es da keine guten Daten, auch aus anderen Ländern nicht, was jetzt die Mutante B.1.1.7 betrifft", erklärte Marx.
Die Bund-Länder-Beschlüsse mit einer Verlängerung des Lockdowns und Ruhetagen über Ostern sei "richtig und wichtig", sagte der Intensivmediziner. Die Beschränkungen seien sei die einzige Möglichkeit, die dritte Welle zu durchbrechen und Zeit für Impferfolge zu ermöglichen. Ob dies allerdings ausreiche, müsse abgewartet werden. Die derzeit schon hohen Inzidenzwerte machten große Sorgen.
Im Zusammenhang mit dem Coronavirus starben nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) bislang bereits 75.212 Menschen in Deutschland. Seit Pandemiebeginn wurden bundesweit fast 2,7 Millionen Corona-Infektionen nachgewiesen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages bezogen auf 100.000 Einwohner angibt, liegt bei rund 108.