Mainz, Stuttgart (epd). Frauen im Spitzensport sehen sich häufig diskriminiert und gegenüber Männern benachteiligt. Bei einer am Mittwoch veröffentlichten, vom Südwestrundfunk (SWR) initiierten Umfrage gaben 80 Prozent der Teilnehmerinnen an, sie würden im Vergleich zu Männern nicht ausreichend bezahlt. 30 Prozent waren der Ansicht, für ihren sportlichen Erfolg spiele auch ihr Aussehen eine wichtige Rolle, und jede vierte Frau wurde im Sport bereits sexuell belästigt. Solche Übergriffe würden in der Mehrzahl der Fälle nicht gemeldet, weil die Betroffenen oft nicht mit dem Verständnis der überwiegend männlichen Trainer und Verbandsfunktionäre rechneten.
Der SWR hatte die Aussagen von mehr als 700 Spitzensportlerinnen ausgewertet, die sich bis Ende 2020 an einer nicht repräsentativen Online-Umfrage beteiligt hatten. Nach Angaben des Senders waren Frauen zur Teilnahme aufgerufen, die mindestens auf Bundesebene in einer olympischen Sportart aktiv sind. Der Aufruf war zuvor unter Mithilfe von Vereinen, Verbänden und Sportstiftungen gezielt verteilt worden.
Die von vielen Teilnehmerinnen beklagte geringere mediale Aufmerksamkeit für den Frauensport hat den Umfrageergebnissen zufolge auch handfeste materielle Folgen. Obwohl die meisten Spitzensportlerinnen an internationalen Wettkämpfen teilnahmen, gaben nur 43 Prozent von ihnen an, dass der Sport mit den daraus resultierenden Preisgeldern, Werbe- und Sponsoreneinnahmen ihre persönliche Haupteinkommensquelle sei. Über 40 Prozent erklärten, ihre Einnahmen aus dem Sport lägen bei unter 10.000 Euro brutto pro Jahr.
Bei der eigenen Familienplanung sieht sich zudem nur eine kleine Minderheit vom Verein oder dem zuständigen Verband darin unterstützt, eigene Kinder und Wettkampfteilnahme miteinander zu vereinbaren. Zwölf Frauen aus der Umfrage gaben sogar an, sie hätten sich schon einmal für eine Abtreibung entschieden, um die sportliche Karriere nicht zu beinträchtigen.