Tourismusforscher: Normaler Urlaub erst wieder nach dem Sommer
23.03.2021
epd
epd-Gespräch: Jörg Nielsen

Bremerhaven (epd). Für den Bremerhavener Tourismusforscher Alexis Papathanassis kommen die von Bund und Ländern beschlossenen Reisebeschränkungen für die Osterzeit nicht überraschend. "Ich gehe davon aus, dass ein normaler Urlaub erst nach dem Sommer wieder möglich sein wird", sagte der Rektor der Hochschule Bremerhaven am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Damit dies möglich werde, seien ein EU-weiter Impfpass und regelmäßige Tests notwendig.

Papathanassis geht davon aus, dass die ersten Urlaubsreisen nach Corona sich überwiegend auf Inlandsziele und das Mittelmeer konzentrieren werden. Dabei rechnet er mit "Kapselreisen" - also kleineren Gruppen von Familien oder Freunden, die sich gemeinsam ein Ferienhaus oder ein kleines Hotel mieten.

Die Menschen kauften im Reisebüro nicht nur einfach einen Urlaub, erläuterte Papathanassis. "Sie kaufen das Versprechen auf Urlaubserlebnisse." Dabei spiele die Qualität des Angebots eine immer wichtigere Rolle, die sich der Gast auch etwas kosten lasse. Die Tourismusanbieter müssten sich darauf einstellen: "Bett, Frühstück, Strand und Abendessen reichen nicht mehr. Warum nicht einen Kochkurs in der Hotelküche anbieten mit anschließendem gemeinsamen Abendessen des zuvor Zubereiteten?"

Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Probleme, sorge er sich nicht allzu sehr um die Reisebranche, sagte der Experte mit griechischen Wurzeln. "Der Tourismus hat sich in der Geschichte als sehr widerstandsfähig und auch nach großen Krisen als Wirtschaftsmotor erwiesen." Das werde immer wieder unterschätzt. Die Klage, dass die Reiseanbieter nun ein halbes Jahr kein Geld verdienen konnten, sei berechtigt: "Aber in den meisten Urlaubsländern ist das der Normalzustand." Dort werde im Sommer das Geld für den Winter mit erwirtschaftet.