Stiftung Depressionshilfe: Lockdown macht Leiden schlimmer

Leipzig (epd). Die Corona-Maßnahmen verschlimmern Depressionen und verschlechtern die Versorgung psychisch kranker Menschen. Die Deutsche Depressionshilfe warnte am Dienstag in Leipzig, 44 Prozent der Patienten mit einer diagnostizierten Depression berichteten von einer Verschlechterung während der letzten sechs Monate. Hinzu kommen laut einer Sonderumfrage Einschnitte bei der medizinischen Versorgung und die negativen Auswirkungen fehlender Kontakte.

Bei rund einem Fünftel der Befragten in einer depressiven Phase fielen Facharzttermine oder Sitzungen beim Therapeuten aus. Aus Angst vor Ansteckung sagten 21 Prozent der Patienten Termine selbst ab. Die ohnehin angespannte Versorgungslage hat sich den Angaben zufolge verschärft: 22 Prozent der Menschen in einer akuten Depression geben an, keinen Behandlungstermin zu bekommen. Im ersten Lockdown waren es 17 Prozent.

Der zweite Lockdown macht den Kranken mehr zu schaffen als der erste: Fast 90 Prozent leiden unter Kontakt- und Bewegungsmangel, mehr als die Hälfte (64 Prozent) unter dem fehlenden Tagesrhythmus. Im ersten Lockdown waren alle Angaben niedriger. Tagesstruktur, Bewegung und ein fester Wach-Schlaf-Rhythmus seien aber für die Behandlung depressiver Patienten besonders wichtig, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Depressionshilfe, Ulrich Hegerl. Besorgniserregend sei auch die Zunahme von Suizidgedanken und Suizidversuchen, warnte er.

Die Ergebnisse gehen auf eine Sondererhebung des "Deutschland-Barometer Depression" zurück, einer jährlichen repräsentativen Bevölkerungsumfrage, im Auftrag der Depressionshilfe und der Deutschen Bahn. Dafür wurden im Februar 2021 mehr als 5.000 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt.