Hannover, Berlin (epd). Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex rechnet nach der Corona-Pandemie mit einer deutlichen Zunahme der Flüchtlingsströme nach Europa. "Ich bin mir sicher, dass nach Corona wieder mehr Flüchtlinge versuchen werden, nach Europa zu kommen", sagte Frontex-Chef Fabrice Leggeri dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag). Der Rückgang der Migrantenzahlen an den EU-Außengrenzen liege vor allem an den Corona-Auflagen. "Schon im Sommer 2020, als die Corona-Reisebeschränkungen wieder gelockert wurden, kamen mehr Migranten nach Europa."
Die Pandemie habe die Fluchtursachen in den vergangenen Monaten sogar verschärft, sagte der Frontex-Chef: "Auch aus wirtschaftlichen Gründen wird die Zahl der Migranten wieder zunehmen. In afrikanischen Ländern ist die Wirtschaft wegen der Pandemie mindestens genauso, wenn nicht stärker unter Druck als in der EU."
Die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten müssten sich deshalb bald auf eine Reform der europäischen Migrationspolitik einigen, forderte Leggeri. "Frontex kann den EU-Gesetzgeber nicht ersetzen. Wir machen keine Gesetze, sondern setzen sie um. Wir brauchen klare Vorgaben." Wichtig sei dabei auch eine Wiederaufnahme der EU-Migrationsvereinbarung mit der Türkei.