Gütersloh (epd). Jugendliche in Deutschland klagen Befragungen zufolge in der Corona-Zeit über psychische Probleme, Vereinsamung und Zukunftsängste. Mit ihren Sorgen fühlten sie sich überwiegend alleingelassen und setzten in die Politik nur wenig Hoffnung, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Dienstag in Gütersloh bei der Vorstellung der Ergebnisse zweier Befragungen. Dabei wären angesichts der Belastungen durch die Pandemie Aufmerksamkeit und Unterstützung für die jungen Menschen besonders wichtig.
Die beiden Befragungen "Jugend und Corona" wurden von einem Forschungsverbund der Universitäten Hildesheim und Frankfurt am Main umgesetzt. Im vergangenen Frühjahr nahmen rund 5.500 Jugendliche daran teil, an der zweiten Umfrage beteiligten sich den Angaben zufolge mehr als 7.000 junge Menschen. Die Resultate wurden in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung ausgewertet.
Den Umfrageergebnissen zufolge geben 61 Prozent der Jugendlichen an, sich teilweise oder dauerhaft einsam zu fühlen. 64 Prozent stimmen zum Teil oder voll zu, psychisch belastet zu sein; fast 70 Prozent sind demnach von Zukunftsängsten geplagt. Besonders häufig wurden diese Sorgen von jungen Leuten mit finanziellen Problemen geäußert - sie machten etwa ein Drittel der Befragten aus.
Etwa zwei Drittel der Jugendlichen gaben während des zweiten Lockdowns im November an, dass ihre Sorgen "eher nicht oder gar nicht gehört" werden. Dies sei ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur ersten Befragung im April und Mai 2020, als bereits 45 Prozent diesen Eindruck äußerten, wie es weiter hieß. Kaum anerkannt wird nach Meinung der jungen Frauen und Männer, dass sie in der Pandemie auf vieles verzichten müssten wie etwa Kontakte zu Freundinnen und Freunden, organisierte Freizeitaktivitäten oder Möglichkeiten, sich selbst zu entfalten.
Dabei setzen die Jugendlichen laut der Bertelsmann Stiftung wenig Hoffnung auf Besserung in die Politik: 58 Prozent meinen, ihre Situation sei den Politikerinnen und Politikern nicht wichtig. Etwa ebenso viele gehen erst gar nicht davon aus, dass sie ihre Ideen in die Politik einbringen könnten.
Die negativen Auswirkungen der Pandemie zeigten, dass junge Menschen "Möglichkeiten für eine breite und kontinuierliche Beteiligung in allen sie betreffenden Bereichen" bräuchten, erklärte Tanja Rusack von der Universität Hildesheim. Die Bertelsmann Stiftung forderte, "vorliegende Konzepte zur Bekämpfung der Kinderarmut", insbesondere eine Kindergrundsicherung in Form eines Teilhabegelds für alle jungen Menschen bis zu 25 Jahren "endlich umzusetzen".