Berlin (epd). Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen haben Bund und Länder eine Verschärfung der geltenden Beschränkungen beschlossen. Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Nacht zum Dienstag mitteilte, soll in Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 die sogenannte Notbremse gezogen werden, Öffnungen sollen also zurückgenommen werden. Zudem beschlossen die Regierungschefs eine "erweiterte Ruhezeit" zu Ostern. Der Gründonnerstag (1. April) und der Karsamstag (3. April) sollen zu einmaligen Ruhetagen erklärt werden, so dass das Land von 1. April bis zum Ostermontag am 5. April komplett herunterfährt.
Nur am Karsamstag soll dabei der Lebensmittelhandel "im engeren Sinne" öffnen dürfen, erläuterte Merkel. Daneben sollen nur Impf- und Testzentren weiterarbeiten. Alles andere soll geschlossen bleiben, auch Gastronomie, sofern sie schon öffnen durfte. Bund und Länder wollen dem Beschluss zufolge zudem mit der Bitte auf die Kirchen zugehen, Gottesdienste und andere Zusammenkünfte nur virtuell zu veranstalten.
Auch bei den Kontaktbeschränkungen bleibt es zu Ostern: Treffen dürfen sich zwei Haushalte, maximal aber fünf Personen, wobei Kinder unter 14 Jahre nicht mitgezählt werden. Von Reisen im In- und ins Ausland werde abgeraten, sagte Merkel weiter. Rückreisen aus dem Ausland sollen ihren Worten zufolge künftig an die Pflicht gekoppelt werden, vor der Abreise einen Corona-Test zu machen.
Die derzeitige Infektionswelle soll mit dem drastischen Lockdown zu Ostern "ein Stück weit durchbrochen werden", sagte Merkel. Die Regierungschefs und -chefinnen berieten diesmal rund zwölf Stunden. "Es war eine schwere Geburt", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte in den vergangenen Wochen wieder täglich steigende Infektionszahlen gemeldet. RKI-Präsident Lothar Wieler spricht von einer dritten Welle - auch verursacht durch die ansteckende Variante B.1.1.7. Am Montag meldete das RKI rund 7.700 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lag bei 107. Mehr als 2,4 Millionen Menschen gelten laut RKI als genesen. Neun Prozent der Bevölkerung haben laut Statistik eine erste, vier Prozent schon die Zweitimpfung zum Schutz vor Covid-19 erhalten.
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