Kölner Erzbischof Woelki lehnt Rücktritt ab

Berlin, Köln (epd). Vor der Bekanntgabe weiterer Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln hat Erzbischof Rainer Maria Woelki einen Rücktritt abgelehnt. In einem Interview mit "Zeit Online" (Montag) antwortete auf die Frage, ob er sein Amt zur Verfügung stellen werde, wörtlich: "Nein! Was wäre mit einem Rücktritt gewonnen? Das wäre der einfachere Weg. Indem ich im Amt bleibe, übernehme ich Verantwortung für das, was ich in Köln begonnen habe: die schonungslose Aufklärung."

Das Erzbistum will am Dienstag über weitere Konsequenzen im Missbrauchsskandal informieren. In der vergangenen Woche hatte eine Kölner Kanzlei ein Gutachten zur Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt durch Kirchenpersonal veröffentlicht. Nun wollen Woelki und Generalvikar Markus Hoffmann weitere Maßnahmen vorstellen.

Woelki betonte, der Auftrag an die Anwälte sei klar und eindeutig gewesen: "Verantwortliche für den falschen Umgang mit Missbrauchstätern namentlich zu benennen. Als Erzbischof sehe ich mich hier weiter in der Pflicht. Deshalb bleibe ich im Amt." Zur Frage nach weiteren Konsequenzen sagte er, die Führung von Personalakten müsse fälschungssicher werden. Daran arbeite das Bistum schon seit einiger Zeit. "Sowohl Personalakten als auch Interventionsakten werden in ein elektronisches Kontrollsystem eingespeist werden - damit künftig kein Material, das Bistumsmitarbeiter belastet, mehr manipuliert oder vernichtet werden kann." In der Vergangenheit war es in Köln wie auch in anderen deutschen Bistümern zur Vernichtung von Akten über mutmaßliche Missbrauchstäter gekommen.

Woelki kündigte außerdem die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission an. Diese werde mehrheitlich aus Personen bestehen, die vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Betroffenenbeirat vorgeschlagen würden, sagte er "Zeit Online". Damit wolle das Erzbistum Köln deutlich machen: "Wir wollen nicht mauscheln und nicht tricksen. So wird Kontrolle von außen möglich." Ganz an den Staat abgegeben werden könne die Missbrauchsaufarbeitung aber nicht. "Sie muss von uns umgesetzt werden", betonte der Erzbischof.

Das Gutachten der Strafrechtsanwälte Björn Gercke und Kerstin Stirner belastet mehrere Bischöfe schwer. Die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp wurden vorläufig freigestellt. Zudem entband Kardinal Woelki den Kölner Offizial Günter Assenmacher vorläufig von seinen Aufgaben. Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße, ehemals Leiter der Hauptabteilung Seelsorge/Personal in Köln, bot seinen Rücktritt an.

Bereits vor einem Jahr wollte Woelki ursprünglich ein anderes, bereits fertiggestelltes Gutachten einer Münchner Kanzlei veröffentlichen. Er hält es jedoch seither unter Verschluss und begründet dies mit angeblichen Mängeln und rechtlichen Problemen. Von Donnerstag an soll in Köln auch dieses Gutachten unter strengen Regeln eingesehen werden können.

epd mih