Frankfurt a.M., Brazzaville (epd). Überschattet von einer schweren Covid-19-Erkrankung des führenden Oppositionskandidaten haben am Sonntag Präsidentenwahlen in der Republik Kongo stattgefunden. Guy-Brice Parfait Kolélas (61), der als größter Herausforderer des langjährigen Präsidenten Denis Sassou-Nguesso gilt, kämpfe nach einer Corona-Infektion mit dem Tod, berichtete der Fernsehsender France24 am Sonntag. Amtsinhaber Sassou-Nguesso regiert das zentralafrikanische Land mit einer Unterbrechung bereits mehr als 36 Jahre lang.
Oppositionspolitiker Kolélas wurde nach Angaben seines Kampagnenteams künstlich beatmet und sollte am Sonntag zur Behandlung nach Frankreich ausgeflogen werden. Neben Amtsinhaber Sassou-Nguesso und Kolélas traten fünf weitere Kandidaten an. Rund 2,5 Millionen Bürger waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Abstimmung verlief weitgehend friedlich, Medienberichten zufolge wurde jedoch der Internetzugang zu sozialen Medien am Sonntag eingeschränkt.
Die größte Oppositionspartei UPADS boykottierte aus Protest gegen fehlende Transparenz die Wahl am Sonntag. Kritiker werfen Präsident Sassou-Nguesso vor, unter anderem den Einsatz von Wahlbeobachtern zu verhindern und das Land autokratisch zu regieren. Der 77-Jährige war zwischen 1979 und 1992 Präsident des Landes und ist erneut seit 1997 an der Macht. Eine umstrittene Verfassungsänderung 2015 ermöglichte es ihm, auch nach dem 70. Lebensjahr und dem Ablauf von zwei Amtsperioden erneut als Kandidat anzutreten.
Kongo-Brazzaville ist eines der ölreichsten Länder in Afrika, kämpft jedoch wegen des niedrigen Ölpreises mit einer Wirtschaftskrise. Rund 40 Prozent der 5,3 Millionen Einwohner leben laut Weltbank in Armut.