Marburg (epd). Die Corona-Krise verändert nach Einschätzung des Zukunftsforschers Matthias Horx bestehende langfristige gesellschaftliche Entwicklungen. Die Mega-Trends "werden durch Corona gebrochen", sagte Horx am Donnerstagabend bei einer digitalen Veranstaltung der Stadt Marburg. Man könne einerseits eine "Beschleunigung von Trends" sehen, etwa bei der Digitalisierung. Gleichzeitig erzeugten die Trends auch Gegentrends: So gebe es in der Pandemie eine Zunahme von Telefongesprächen, und die Leute läsen mehr Bücher.
Auch die "rasende Globalisierung" erlebe einen Gegentrend: Die Menschen hätten ein "Bedürfnis nach lokalen Produkten", erklärte der Forscher. "Gemeinschaftliches Wohnen hat eine riesige Nachfrage." Das "Co-Living" könnte "eine Medizin gegen die Einsamkeitserfahrung aus der Corona-Krise sein". Auch über das Internet werde zurzeit neu nachgedacht: Über die Videokonferenz-Anwendung "Together Mode" etwa würden Teilnehmer eines Gesprächs in eine virtuellen Raum geführt, zum Beispiel in eine Bibliothek. "Dort entsteht eine ganz andere Interaktion."
Einen weiteren dieser "Kombinationstrends" sieht der Zukunftsforscher beim Wohnen: "Der Drift in die Großstädte nimmt ab." Horx sprach von einer "Verdörflichung der Stadt" und einer "Urbanisierung des Landes".