Frankfurt a.M., London (epd). Anti-Corona-Maßnahmen in Gefängnissen haben einer Studie zufolge zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen weltweit geführt. Gleichzeitig seien die geschätzt mehr als elf Millionen Inhaftierten in vielen Fällen in großer Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken, erklärte Amnesty International bei der Veröffentlichung des Berichts "Vergessen hinter Gittern: Covid-19 und Gefängnisse" am Donnerstag. Corona verbreite sich in Gefängnissen rund um den Globus, während Schutzmaßnahmen, wo sie ergriffen würden, oftmals die Rechte der Gefangenen verletzten, etwa durch exzessive Quarantänemaßnahmen und Einzelhaft, kritisierte der Amnesty-Experte Netsanet Belay.
Die Insassen lebten oftmals in völlig überfüllten Zellen, hätten keine Seife oder Schutzausrüstung, keine angemessenen sanitären Einrichtungen oder Gesundheitsversorgung. "Unabhängig davon, wer oder wo sie sind, die Menschen sollten Zugang zu Masken, Seife, Hygienemittel und sauberes fließendes Wasser haben", forderte Belay. "Viele Länder mit gefährlich überfüllten Haftanstalten wie Bulgarien, Ägypten, die Demokratische Republik Kongo und Nepal haben nichts gegen Covid-19-Ausbrüche in den Gefängnissen getan." Auch in den nationalen Impfplänen würden Inhaftierte zumeist nicht berücksichtigt, das müsse sich ändern.
Die Zahl der Gefangenen, die sich mit Covid-19 angesteckt haben oder an den Folgen einer Infektion starben, sei schwer zu ermitteln, weil die Regierungen keine aktuellen Daten zur Verfügung stellten, hieß es in dem Bericht. Die erhältlichen Informationen ließen jedoch auf besorgniserregende Muster schließen für Ausbrüche in Haftanstalten. Die Pandemie habe die über Jahre vernachlässigte Finanzierung von Gefängnissen offenbart. Die Regierungen müssten dafür sorgen, dass Personal und Inhaftierte Zugang zu Schutzausrüstung, Tests und Behandlung hätten.