Christen wollen beim Kirchentag zusammen Abendmahl feiern
Gemeinsam am Tisch des Herrn - beim 3. Ökumenischen Kirchentag soll es soweit sein. Christliche Gemeinden wollen ihre Glaubensgeschwister aller Konfessionen zu ihren jeweiligen Abendmahlsfeiern einladen. Das soll ein Zeichen für die Zukunft sein.
16.03.2021
epd
Von Franziska Hein (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Mehr Ökumene wagen - so lässt sich das Vorhaben der Veranstalter des 3. Ökumenischen Kirchentags im Mai am besten beschreiben: Gemeinsam Gottesdienst zu feiern, ist für evangelische und katholische Christen nichts Neues. Beim 3. Ökumenischen Kirchentag vom 13. bis 16. Mai könnte es nun einen Schritt weiter gehen. Denn bei den Gottesdiensten mit Abendmahl oder Eucharistie am letzten Abend des Kirchentags sollen Christinnen und Christen gleich welcher Konfession an allen Mahlfeiern teilnehmen können, wenn sie dies mit ihrem Gewissen vereinbaren können, teilten die Veranstalter des Ökumenischen Kirchentags am Dienstag in Frankfurt am Main mit.

Grundlage für die wechselseitige Einladung zu Abendmahl und Eucharistie ist das Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen "Gemeinsam am Tisch des Herrn", das 2019 veröffentlicht wurde. Darin sprechen sich führende Theologinnen und Theologen beider Konfessionen für die Möglichkeit der wechselseitigen Teilnahme an Eucharistie und Abendmahl aus, da nach ihrer Auffassung nicht die Kirche, sondern Jesus Christus zum Abendmahl einlädt. Grundlegend dafür ist die Taufe. Bislang können evangelische und katholische Christen nicht gemeinsam Abendmahl feiern, das würde eine kirchliche Einheit voraussetzen. In Ausnahmefällen ist eine Teilnahme etwa von Ehepartnern evangelischer Konfession an der katholischen Eucharistie möglich.

"Die Einladung durch Jesus Christus selbst überwindet das Festhalten am Trennenden der christlichen Konfessionen", sagte die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags, Bettina Limperg. Der katholische Präsident Thomas Sternberg betonte, auf Grundlage des gemeinsamen Zeugnisses könnten die Besucherinnen und Besucher ihre Gewissensentscheidung treffen.

Die Münsteraner katholische Theologin Dorothea Sattler sprach am Dienstag bei einem Video-Pressegespräch von einer "Zeit der Ernte" der theologischen Erkenntnisse aus den vergangenen Jahrzehnten. Es sei wichtig, diese Erkenntnisse nun auch in ein veränderte Handlungsformen zu übertragen. Sie wünsche sich, dass die Mahlfeiern beim Kirchentag zur alltäglichen Praxis an jedem Sonntag in den Kirchengemeinden würden. Sattler ist wissenschaftliche Leiterin des Ökumenischen Arbeitskreises und Mitglied im Präsidium des Kirchentags. Der Berliner evangelische Theologieprofessor Christoph Markschies, ebenfalls Mitglied des Präsidiums, betonte, er freue sich über die erreichte Gemeinschaft. "Die Tatsache, dass wir so weit gekommen sind, kann ruhig gefeiert werden", sagte er.

Der Vatikan, der in Fragen der katholischen Lehre maßgeblich ist, hatte das Votum des Arbeitskreises abgelehnt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der zugleich als Bischof von Limburg Gastgeber des Ökumenischen Kirchentags ist, hatte vor kurzem in einem Schreiben an die Priester des Bistums deutlich gemacht, dass es beim Kirchentag keine Interkommunion geben werde. Aber auch in katholischen Gottesdiensten sollten sich nichtkatholische Teilnehmende "als willkommene Gäste erfahren", schrieb Bätzing, der auch bischöflicher Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises ist.

Der 3. Ökumenische Kirchentag sollte ursprünglich vom 12. bis 16. Mai in Frankfurt am Main mit mehr als 200.000 Besuchern stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wird sein Programm nun hybrid und dezentral angeboten.