Berlin, São Paulo (epd). In Brasilien nimmt der vierte Gesundheitsminister seit Beginn der Pandemie sein Amt auf. Der Kardiologe Marcelo Queiroga wird neuer Ressortchef, wie die Tageszeitung "Folha de São Paulo" am Montagabend (Ortszeit) berichtet. Er löst General Eduardo Pazuello ab, der wegen seines Krisenmanagements in der Kritik stand. Die beiden vorherigen Amtsinhaber, beide Ärzte, waren im Streit mit Präsident Jair Bolsonaro über die Bekämpfung der Pandemie aus dem Amt ausgeschieden.
Derweil durchlebt Brasilien die bislang schwerste Phase der Pandemie. Innerhalb von 24 Stunden starben offiziell 1.275 Menschen an oder mit einer Corona-Infektion. Damit liegt die tägliche Todesrate seit fast zwei Monaten bei mehr als 1.000 Toten, wie brasilianische Medien berichten. Insgesamt beklagte Brasilien schon mehr als 279.000 Corona-Tote. Aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen steht das Gesundheitswesen vor dem Zusammenbruch. Vor allem im Süden des Landes gibt es keine Intensivbetten mehr, Patienten müssen abgewiesen werden.
Brasiliens neuer Gesundheitsminister Queiroga verteidigt den Lockdown als Möglichkeit in Extremsituationen, um die Infektionszahlen zu senken. Gleichzeitig lehnt er im Gegensatz zu Präsident Bolsonaro den Einsatz des Malariamittels Cloroquin als unwirksam bei Corona-Infektionen ab. Der 55-jährige Queiroga ist Präsident der Vereinigung der Kardiologen in Brasilien.