Berlin (epd). Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), kritisiert, dass das benachbarte Brandenburg die sogenannte Corona-Notbremse erst bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 ziehen will. Für Berlin gebe es gute Gründe, sich an der 100 zu orientieren. "Das ist ein guter und nachvollziehbarer Richtwert", sagte Müller dem Nachrichtenportal "watson" in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.
Es sei ein Problem, dass Brandenburg die Grenze zur Rücknahme der Lockerungen auf 200 hochgesetzt habe. "Nicht nur für uns in Berlin kann das Auswirkungen haben, auch für Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt", sagte Müller.
Am Montag hatte bereits der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, gesagt, der Bund-Länder-Beschluss vom 3. März müsse umgesetzt werden, und zwar "nicht nur in seinen erfreulichen Passagen, sondern auch in seinen schwierigen". Das bedeute, dass bei bestimmten Inzidenzwerten auch Öffnungen wieder zurückzunehmen seien. Müller, der derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist, sagte über den brandenburgischen Regierungschef Dietmar Woidke (SPD): "Ich glaube, es ist schwierig, wenn wir bei einem so grundlegenden Thema nicht beieinanderbleiben. Wir müssen das nun aber erst einmal akzeptieren, dass ein Ministerpräsident das für sein Bundesland anders entscheidet."
Die sogenannte Corona-Notbremse soll der Vereinbarung zufolge gezogen werden, wenn die Ansteckungen pro 100.000 Einwohner in einer Woche auf 100 steigt. Im Bundesdurchschnitt lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag noch unter diesem kritischen Wert, aber Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten ihn schon überschritten.
epd kfr