Berlin, São Paulo (epd). Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie in Brasilien steht Gesundheitsminister Eduardo Pazuello vor der Ablösung. Präsident Jair Bolsonaro werde umgehend einen Nachfolger bekanntgeben, meldeten brasilianische Medien am Sonntagabend (Ortszeit). Es wäre der vierte Gesundheitsminister innerhalb eines Jahres.
In der vergangenen Woche starben in Brasilien 12.795 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion. Es war damit die bislang tödlichste Woche der Pandemie. Insgesamt beklagte Brasilien schon mehr als 278.000 Corona-Tote. Trotz der dramatisch gestiegenen Infektionszahlen wehrt sich Bolsonaro weiter gegen einen Lockdown und Maßnahmen wie soziale Distanz. Dabei steht das Gesundheitswesen kurz vor dem Zusammenbruch. In vielen Krankenhäusern, selbst in Privatkliniken, sind die Intensivbetten belegt und Patienten müssen abgewiesen werden. Experten fürchten, dass die Zahl der Toten auf mehr als 3.000 Pro Tag ansteigen könne, wie "Folha de São Paulo" berichtete.
Pazuello hatte wie Bolsonaro immer wieder die dramatische Situation im Gesundheitswesen negiert. Inzwischen laufen gegen den General auch Ermittlungen am Obersten Gerichtshof wegen unterlassener Hilfeleistung. Es geht um fehlenden Sauerstoff für Krankenhäuser in der Amazonas-Metropole Manaus Mitte Januar. Pazuello soll frühzeitig davon gewusst, jedoch nichts unternommen haben. Statt Sauerstoff schickte er das unwirksame Malariamittel Chloroquin an die Krankenhäuser. Pazuello, der weder über medizinische noch administrative Erfahrungen verfügt, übernahm den Posten des Gesundheitsministers im Mai vergangenen Jahres.