Düsseldorf (epd). Trotz des langsamen Starts der Corona-Schutzimpfung könnten laut einer Berechnung der Hans-Böckler-Stiftung alle impfwilligen Erwachsenen in Deutschland bis Ende Juli den vollständigen Impfschutz erhalten. Dieses Ziel sei rechnerisch auf Basis der von der Bundesregierung angekündigten Vakzindosen und den Kapazitäten in Impfzentren sowie bei Haus- und Betriebsärzten möglich, teilte die gewerkschaftsnahe Stiftung am Freitag in Düsseldorf mit.
Werden die Impfstoffe in dem derzeit vorgesehenen Tempo geliefert und sofort vollständig verabreicht, könnten die mutmaßlich knapp 53 Millionen impfwilligen Erwachsenen theoretisch bis Ende Juni vollständig immunisiert werden, wie eine Berechnung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Stiftung ergab. "Die Verfügbarkeit der Vakzine ist in wenigen Wochen kein Engpass mehr", sagte der wissenschaftlicher Direktor des IMK, Sebastian Dullien. Politik und Behörden müssten Haus- und Betriebsärzte möglichst rasch einbinden und lokale Erfahrungen mit erfolgreichen Organisationskonzepten nutzen.
Laut Dullien und seinem IMK-Forscherkollege Andrew Watt sind bis Ende Juli knapp 137 Millionen Dosen der Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca sowie Johnson & Johnson in Deutschland angekündigt. Damit könnten rein rechnerisch 77,6 Millionen Erwachsene vollständig immunisiert werden. Jüngsten Umfragen zufolge liegt die Impfbereitschaft bei etwa 75 Prozent der Erwachsenen.
Die Daten machen den Angaben zufolge deutlich, dass ab April nicht mehr die Verfügbarkeit der Impfstoffe, sondern die Kapazitäten der Impfeinrichtungen das Tempo bestimmen. Derzeit würden pro Tag rund 200.000 Menschen in Deutschland geimpft. Um eine rasche Durchimpfung zu erreichen, müsste diese Zahl ab April auf 670.000 bis 800.000 steigen. Diese Beschleunigung sei "zwar ambitioniert, aber nicht illusorisch", erklärten Dullien und Watt.