Dubai, Kabul (epd). Afghanistans Menschenrechtskommission kritisiert ein Singverbot der Regierung für Schulmädchen in der Öffentlichkeit. "Alle Jungen und Mädchen müssen ihre Rechte in gleichem Maße und frei ausüben können", zitierte der TV-Sender Tolo-News die Organisation am Donnerstag. Am Mittwoch hatte das Afghanische Bildungsministerium eine Verordnung erlassen, die es Mädchen ab 12 Jahren untersagt, die Nationalhymne oder andere Lieder in der Öffentlichkeit zu singen, sofern sie sich in nicht ausschließlich weiblicher Gesellschaft befinden. Das Verbot gilt für Staats- und Privatschulen. Die Unabhängige Menschenrechtskommission von Afghanistan (AIHRC) erklärte, dieser Plan verstoße gegen die Menschenrechte aber auch gegen die Verfassung der Landes.
Der Vorstoß des Ministeriums erweckt vor dem Hintergrund der Verhandlungen mit den aufständischen Taliban Erinnerungen an dunkle Zeiten. Die Aufständischen hatte in den 1990er Jahren, als sie in Afghanistan herrschten, Musik und Tanz verboten und die Rechte der Frauen stark eingeschränkt. Mädchen war der Schulbesuch untersagt.
Die Verhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung im katarischen Doha sind im Moment noch ohne ein konkretes Ergebnis. Gleichzeitig reißt die Kette von Anschlägen und gezielten Attentaten in Afghanistan nicht ab. Angriffe auf Frauenrechtlerinnen, Aktivisten, Medienvertreter, Wahlbeobachter, Politiker, Polizei und Armee gehören inzwischen zur Tagesordnung. Kritiker werfen den Taliban vor, die Gespräche in Doha auszunutzen, um sich militärische Vorteile zu verschaffen und ihre Gegner aus dem Weg zu räumen.