Brüssel, Amsterdam (epd). Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat den ersten Corona-Impfstoff zur Zulassung empfohlen, bei dem eine einzige Dosis für den angestrebten Schutz genügt. Der Impfstoff des US-Unternehmens Johnson & Johnson könne ihrer Empfehlung zufolge Menschen ab 18 Jahren verabreicht werden, teilte die EU-Behörde am Donnerstag in Amsterdam mit. Die EU-Kommission muss das Medikament noch formell zulassen, das gilt als höchstwahrscheinlich.
Die Impfstoff der Johnson & Johnson-Tochter Janssen wäre der vierte europaweit zulässige Impfstoff gegen Corona. Bei den bereits genutzten Präparaten von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca sind je zwei Impfungen vorgesehen. Die EMA empfiehlt für das Janssen-Präparat sowie für die anderen Impfstoffe eine bedingte Zulassung. Dafür sind weniger umfangreiche Daten als normalerweise nötig. Diese müssen laut EMA aber zumindest zeigen, dass der Nutzen des Arzneimittels seine Risiken überwiegt.
"Mit dieser jüngsten positiven Stellungnahme werden die Behörden in der gesamten Europäischen Union eine weitere Option haben, die Pandemie zu bekämpfen und das Leben und die Gesundheit ihrer Bürger zu schützen", erklärte EMA-Direktorin Emer Cooke. Allerdings wird dem CDU-Gesundheitsexperten Peter Liese zufolge Johnson & Johnson nicht sofort liefern. Vielmehr werde es "eine Zeit lang dauern, bis es mit der Lieferung losgeht", teilte der Arzt und Europaabgeordnete am Donnerstag mit. Von den 200 Millionen Dosen für die EU sollten Liese zufolge laut Vertrag 55 Millionen Dosen eigentlich bis zum 1. Juli ausgeliefert werden.
Der Impfstoff von Johnson & Johnson basiert wie der von Astrazeneca auf der sogenannten Vektortechnologie, während die von Biontech/Pfizer und Moderna mRNA-Impfstoffe sind. Bei der Vektortechnologie besteht der Impfstoff aus einem anderen, unschädlichen Virus. Es ist so verändert worden, dass es ein Gen zur Herstellung eines bestimmten Proteins des Coronavirus enthält. Das Immunsystem des Geimpften erzeugt dann natürliche Abwehrkräfte gegen dieses Protein. So ist der Körper vorbereitet, wenn sich die Person mit dem Coronavirus anstecken sollte.