US-Außenminister beklagt "ethnische Säuberungen" in Tigray

Frankfurt a.M., Washington (epd). Die USA erhöhen wegen des Tigray-Konflikts den Druck auf Äthiopien und Eritrea. US-Außenminister Antony Blinken beklagte am Mittwoch (Ortszeit) "ethnische Säuberungen" in Tigray, also die gezielte Verfolgung bestimmter Volksgruppen. Es gebe glaubwürdige Berichte über schwere Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen, für die die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssten, sagte Blinken bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus in Washington.

Der Minister forderte den Einsatz von Truppen, die die Menschenrechte der Bevölkerung schützen sollten. Die US-Botschafterin in Äthiopien, Geeta Pasi, wollte am Mittwoch in die nordäthiopische Region Tigray reisen.

In Tigray begannen Anfang November heftige Kämpfe zwischen der äthiopischen Armee und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die bisher in der Region an der Macht war. Menschenrechtsorganisationen zufolge sind neben der äthiopischen Armee auch Truppen aus dem Nachbarland Eritrea und Milizen der äthiopischen Amhara-Volksgruppe aktiv. Das Gebiet ist weitgehend abgeriegelt, Informationen sind kaum überprüfbar.

Laut Amnesty International haben eritreische Truppen im November bei einem Massaker in der Stadt Axum Hunderte Menschen getötet. Die Volksgruppe der Tigray hatte lange großen Einfluss in Äthiopien. Durch den Amtsantritt von Ministerpräsident Abiy Ahmed 2018 änderte sich das.

Die Vereinten Nationen, die EU und die US-Regierung haben die Gewalt in Tigray wiederholt verurteilt. Die EU-Kommission setzte im Dezember die Zahlung von 90 Millionen Euro Budgethilfe für den äthiopischen Staatshaushalt aus. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, äußerte Anfang März ihr Entsetzen über sexuelle Gewalt, Hinrichtungen und Plünderungen.