Hausärzte: Beim Impfen keinen Tag verlieren
11.03.2021
epd
epd-Gespräch: Dirk Baas

Frankfurt a.M. (epd). Der Deutsche Hausärzteverband macht Druck, das Impfen in den Praxen deutlich zu beschleunigen. Jeder Tag zähle, auch weil im Sommer die Impfbereitschaft abflauen könne, sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Warum bis zum April warten? Wir stehen bereit", sagte der Repräsentant von mehr als 30.000 Hausärztinnen und -ärzten.

Dass Bund und Länder die Hausärzte bei ihrer Impfstrategie gegen Corona über Monate nicht auf dem Schirm gehabt hätten, bezeichnete Weigeldt als "ein Versäumnis allererster Ordnung". Jetzt steuere die Politik zwar um, aber noch längst nicht schnell genug, rügte er: "Wir müssen endlich Fahrt aufnehmen beim Impfen, anstatt immer neue bürokratische Hürden aufzubauen."

Kritik äußerte der Verbandschef zudem an einer überstürzten Ankündigung flächendeckender Massenschnelltests, die auch in den Praxen angeboten werden sollen. "Auf den Ansturm, den ein solches Versprechen der Politik auslöst, waren die Kolleginnen und Kollegen vielerorts nicht vorbereitet", sagte er. Auch seien viele Fragen trotz des Starts der Testoffensive am vergangenen Montag weiter offen. Ferner decke die geplante Vergütung nicht im mindesten Kosten und Aufwand für die Tests.

Dass ab April auch die Hausarztpraxen ins Impfgeschehen eingebunden werden sollen, "ist schon eine beachtliche Kehrtwende", sagte Weigeldt. Bislang seien die Hausärzte, niedergelassenen Ärzte und Betriebsmediziner in den Optionen der Gesundheitspolitik von Landesministerien, Bundesgesundheitsministerium und Kanzleramt immer nur am Rande vorgekommen. "Wir könnten schon deutlich weiter sein beim Impfen, wenn man uns früher auf dem Schirm gehabt hätte."

Weigeldt begrüßte es als wichtigen Schritt, dass den Praxen bei der umstrittenen Priorisierung ein flexiblerer Umgang ermöglicht wird. Die Priorisierung sollte eine Leitlinie zur Unterstützung von Ärztinnen und Ärzte sein, "aber ein starres Festhalten an ihr ist einfach nicht möglich", sagte er. In den Praxen kenne man die Patienten: "Wir wissen, wer wie alt ist, welche Erkrankungen hat und haben zumeist auch einen Überblick über die beruflichen Hintergründe. Springt einer ab, rufen wir den nächsten Berechtigten auf der Liste an. So einfach ist das."