Entwicklungsminister fordert mehr Engagement für Kinder in Syrien

Köln, Berlin (epd). Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Geberländer zu mehr Engagement für die notleidenden Kinder in Syrien aufgefordert. "Nach zehn Jahren Krieg steht Syrien vor einer Hungerkatastrophe", warnte Müller am Mittwoch auf einer digitalen Pressekonferenz. Derzeit fehle ein Betrag von 5,4 Milliarden Dollar (rund 4,54 Milliarden Euro), um das Überleben der Menschen in Syrien und den Nachbarländern zu sichern. "Ich rufe die Weltgemeinschaft auf, internationale Solidarität zu leisten, die Kinder und Flüchtlinge nicht sterben zu lassen."

Bereits jetzt hätten Impf- und Bildungsprogramme in Flüchtlingslagern ausgesetzt werden müssen, weil das Geld fehle, sagte Müller. Am 29. und 30. März kommen Geber, Aufnahmeländer von Geflüchteten aus Syrien sowie Vertreter der Vereinten Nationen und der Zivilgesellschaft auf Einladung der EU zu einer digitalen Syrienkonferenz zusammen.

Nach fast einem Jahrzehnt Gewalt sei die Lage der Kinder in Syrien heute schlimmer als je zuvor, erklärte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider. Die Verarmung der Bevölkerung nehme dramatisch zu. Viele Kinder müssten inzwischen arbeiten, um ihr Überleben zu sichern. Fast 90 Prozent der syrischen Kinder seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagte der Unicef-Regionaldirektor Mittlerer Osten und Nordafrika, Ted Chaiban. Nach aktuellen Schätzungen leide bereits eine halbe Million syrischer Kinder an chronischer Mangelernährung. Rund 12.000 Kinder wurden seit dem Beginn des Krieges getötet oder verletzt.

Der Konflikt habe zudem zu einer der schlimmsten Bildungskatastrophen in der jüngeren Geschichte geführt, erklärte Chaiban. Fast 2,5 Millionen Kinder in Syrien und 750.000 geflüchtete Mädchen und Jungen in den Nachbarländern könnten derzeit keine Schule besuchen. Am 15. März jährt sich der Volksaufstand gegen das Assad-Regime zum zehnten Mal, der den Beginn des Syrien-Kriegs markiert.

Die Kindernothilfe drängt auf eine politische Lösung. Das Land brauche "endlich einen international abgesicherten Frieden und eine Verfassung, die die Zivilbevölkerung am Wiederaufbau des Landes und an der Aufarbeitung der Kriegsverbrechen beteiligt", forderte die Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann. Durch den Krieg seien bisher mehr als 600.000 Menschen getötet worden. Das Land liege in Trümmern.