Saarbrücken, Luxemburg (epd). Luxemburger Wissenschaftler haben nach Auswertungen ihrer Teststrategie ein höheres Risiko für eine Corona-Infektion bei Menschen in der Dienstleistungsbranche festgestellt. Dort liege die Wahrscheinlichkeit, positiv auf das Virus getestet zu werden, um 11,4 Prozent höher als im Durchschnitt, erklärte der Chef des Instituts für integrative molekulare Biomedizin der Universität Luxemburg, Paul Wilmes, am Mittwoch in einer digitalen Sitzung des saarländischen Gesundheitsausschusses. In der Gastronomie liege der Wert um 8,6 Prozent höher, im Baugewerbe um 6,6 Prozent.
Auch spielt das Einkommen den Erkenntnissen zufolge eine Rolle. So sei die Wahrscheinlichkeit bei Menschen mit einem Jahreseinkommen unter 30.000 Euro höher, positiv auf das Virus getestet zu werden, betonte der Forscher. Allerdings habe das Risiko bei Polizisten oder Apothekern - entgegen der Erwartung - nicht höher gelegen. Interessant sei auch, dass Menschen mit Symptomen genauso ansteckend seien wie solche, die asymptomatisch oder präsymptomatisch sind, also wie Menschen ohne Symptome beziehungsweise vor Ausbildung von Symptomen.
Mit den Massentests konnte Luxemburg den Angaben zufolge vom 27. Mai bis 15. September rund zehn Prozent der Bevölkerung pro Woche testen. Die Massentests hätten 26 Prozent aller positiven Tests ausgemacht. Dadurch habe Luxemburg bereits im Sommer 2020 eine zweite Infektionswelle festgestellt, die allerdings nicht besonders ausgeprägt gewesen sei, erklärte Wilmes. "Die Infektionsketten konnten frühzeitig durchbrochen werden." So seien durch die Massentests und die Nachverfolgung Simulationen zufolge eine um 43 Prozent höhere Zahl an Corona-Fällen verhindert worden. Zudem habe der erste Lockdown 3.200 Euro pro Luxemburger gekostet, der Test nur 30.
Der Chef des Luxemburger Gesundheitsinstituts, Ulf Nehrbass, erklärte, das regelmäßige Testen habe erlaubt, mit höheren Infektionszahlen umzugehen. So seien Schulen und Geschäfte geöffnet, Restaurants aber geschlossen. Er betonte allerdings auch, dass Luxemburg ein "sehr kleines Land" sei und deswegen unklar sei, wie eine solche Strategie in Deutschland funktionieren würde.