Berlin (epd). Als "bedrückend" hat der Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, Thomas Krüger, statistische Daten zu den sich verfestigenden Armutsrisiken in Deutschland bezeichnet. Bei der Vorstellung des Datenreports 2021 sagte er am Mittwoch in Berlin, die Ungleichheiten und insbesondere die Bildungsungleichheit hätten nicht abgenommen.
Die Corona-Pandemie wirke sich nicht als große Gleichmacherin aus, wie es anfangs angenommen worden sei, bilanzierte Krüger. Vielmehr sei die soziale Ausgangslage zu Beginn der Pandemie entscheidend für die Auswirkungen auf die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Wie sich die Corona-Zeit längerfristig auswirke, werde man zwar erst in einigen Jahren sehen können, doch seien die Auswertungen von ersten Daten aus dem Frühjahrs-Lockdown 2020 ein Warnsignal: "Die bundesdeutsche Gesellschaft ist durch Corona ungleicher geworden."
Auch perspektivisch sei nicht mit einem Rückgang der Ungleichheit zu rechnen, warnte Krüger, da Bildung und damit die Zukunft von Kindern immer noch maßgeblich von der sozialen Herkunft abhänge. Im Homeschooling habe sich dies durch die mangelnde Ausstattung in armen Familien noch verstärkt. Zudem müssten gerade Eltern in gering entlohnten Berufen zur Arbeit aus dem Haus.
Der regelmäßig erscheinende Datenreport, an dem neben dem Statistischen Bundesamt und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung unter anderem die Bundeszentrale für politische Bildung beteiligt ist, liefert Statistiken und wissenschaftliche Einordnungen zur sozialen Lage in Deutschland mit einem besondern Augenmerk auf Ungleichheiten. Zu den zentralen Ergebnissen des Datenreports 2021 zählt, dass der Anteil dauerhaft von Armut bedrohter Menschen an denen, die als arm gelten, mit 44 Prozent inzwischen doppelt so hoch ist wie Ende der 90er Jahre.