Berlin (epd). Wer unter die Armutsschwelle rutscht, hat es in Deutschland immer schwerer, wieder mehr Einkommen zu erzielen. Aus dem Datenreport 2021, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde, geht hervor, dass der Anteil dauerhaft von Armut bedrohter Menschen an allen Armen inzwischen 44 Prozent beträgt. Das ist doppelt so viel wie Ende der 90er Jahre.
Der Datenreport über die soziale Lage wird herausgegeben vom Statistischen Bundesamt, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Zusammenarbeit mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Er gibt Auskunft über die Lebensverhältnisse und in diesem Jahr auch über die Folgen der Corona-Pandemie.
Fast jeder Sechste (15,8 Prozent) lebte 2018 unterhalb der Armutsrisikoschwelle, die für einen Ein-Personen-Haushalt in dem Jahr bei 1.040 Euro Netto im Monat lag. Das Armutsrisiko sank damit gegenüber dem Vorjahr (17,3 Prozent), liegt aber weiter deutlich über dem Anteil von elf Prozent Ende der 90er Jahre - und es verfestigt sich. Von den Personen, deren Einkommen im Jahr 2018 unter der Armutsrisikoschwelle lag, befanden sich 44 Prozent schon vier Jahre in dieser Lage. Das Risiko, in Armut zu leben, ist besonders hoch für Alleinerziehende (41 Prozent), Geringqualifizierte (35 Prozent) und Menschen mit Migrationshintergrund (29 Prozent).
Obwohl auch Gutverdiener durch die Corona-Pandemie Einbußen haben, sind die finanziellen Sorgen bei den Geringverdienern größer. Fast jeder Fünfte berichtete für Ende März bis Anfang Juli 2020 von finanziellen Schwierigkeiten. Bei den Facharbeiter-, Meister- und qualifizierten Angestelltenberufen fielen die Anteile mit rund neun Prozent deutlich niedriger aus. Am häufigsten waren Alleinerziehende (25 Prozent) und Selbstständige (20 Prozent) von finanziellen Problemen im Zuge der Pandemie betroffen.