In einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst betonte der pfälzische Oberkirchenrat, dass dafür neue didaktische Methoden nötig seien. Lehrer müssten kritisch beurteilen, welche Inhalte aus dem Netz sinnvoll seien und ihren Schülern in dieser Frage Medienkompetenz vermitteln.
Derzeit sei es schwierig, zwischen dem Schutz der Gesundheit und den Erfordernissen einer guten Bildung abzuwägen, sagte Müller. Selbst wenn digital alles reibungslos funktioniere, leide Bildung, denn sie bestehe nicht nur aus der Vermittlung des Stoffes. "Es geht vor allem um Sozialkontakte, damit Schülerinnen und Schüler mit anderen diskutieren können und so lernen, die eigene Meinung zu vertreten."
Den Menschen als Ebenbild Gottes denken
Unabhängig von den Unterrichtsmethoden bleibe es oberstes Ziel protestantischer Bildungsarbeit, den Menschen als Ebenbild Gottes zu denken und ihm zu helfen, immer mehr zu diesem Ebenbild zu werden, sagte der Oberkirchenrat. "Bildung soll das Feuer entfachen, selbst kreativ zu werden und den eigenen Glauben zu entdecken." Längst gebe es auch im säkularen Bildungswesen einen Diskurs darüber, dass reine Kompetenzorientierung nicht ausreiche, sondern soziale Fähigkeiten mehr gebildet werden müssten.
Müller will mit staatlichen Religionslehrern mehr über die Anliegen der Kirche in den Schulen ins Gespräch kommen, denn in Zukunft werde es weniger Pfarrer im Schuldienst geben. Mit dem Rückgang an Personal und Finanzen hat sich Müller als ehemaliger Berichterstatter des Finanzausschusses der Landessynode schon lange beschäftigt. "Der finanzielle Druck wird weiter steigen", sagte er. Deshalb werde es auch in der Bildung vermehrt zu Kooperationen mit der katholischen Kirche und säkularen Organisationen kommen. Und die Landeskirche werde sich keine Doppelstrukturen etwa bei Fort- und Weiterbildung mehr leisten können.
Pfarrerbild attraktiver darstellen
Intensiv bemühen will sich der Bildungsdezernent auch um den kirchlichen Nachwuchs. Dafür müsse das Pfarrerbild in der Öffentlichkeit attraktiver dargestellt werden. Den Abiturientinnen und Abiturienten müsse vermittelt werden, dass Theologie ein spannendes Studium sei. "Und wir müssen zeigen, dass die Kirche ein attraktiver Arbeitgeber ist."
Der promovierte Theologe Claus Müller ist seit 1. März Oberkirchenrat der pfälzischen Landeskirche. Der 51-jährige ehemalige Germersheimer Dekan hat die Nachfolge von Dorothee Wüst angetreten, die ebenfalls seit Anfang März Kirchenpräsidentin ist. Müllers Einführung ist am 21. März in der Speyerer Gedächtniskirche. Diese werde unter Corona-Bedingungen stattfinden, teilte die Landeskirche mit; also mit höchstens 100 Gästen.