Berlin (epd). Nach den jüngsten Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern zur stufenweisen Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen stellen sich Fragen zur konkreten Umsetzung der neuen Strategie. Vor allem setzt die Politik auf mehr Schnelltests und ein höheres Impftempo. Das Bundesgesundheitsministerium versicherte, dass ausreichend Tests zur Verfügung stehen werden. Die Kommunen kritisierten, die Organsiation der Tests sei nicht ausreichend geklärt. Hausärzte drängten auf ein unbürokratisches Vorgehen bei den Impfungen in den Praxen. Zudem entschied die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts am Donnerstag, den Astrazeneca-Impfstoff auch für über 65-Jährige zu empfehlen.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sagte zu den Beschlüssen vom späten Mittwochabend am Donnerstag im "ARD-Morgenmagazin", man könne die Gesellschaft "nicht nach vier Monaten weiter im Winterschlaf halten". Wichtig sei zugleich, dass eine "Notbremse" vorgesehen sei, falls Inzidenzen wieder steigen. Er äußerte sich zuversichtlich, dass sofort viele herkömmliche Schnelltests zur Verfügung stehen und Selbsttests rasch folgen werden. Das Bundesgesundheitsministerium teilte mit, es gebe genug Schnelltests auf dem Markt. 150 Millionen weitere könnten laut Herstellerangaben sofort geliefert werden. Die ersten Selbsttests seien in der vorigen Woche zugelassen worden. Laut Herstellern würden sie ab nächster Woche in Apotheken und im Einzelhandel erhältlich sein.
Grundsätzlich sollen alle Bürgerinnen und Bürger künftig Anspruch auf regelmäßige Schnelltests einmal pro Woche haben. Ab Montag sollen diese zur Verfügung stehen. Arbeitgeber sollen ebenfalls Tests bereitstellen, auch in Schulen und Kitas soll künftig regelmäßig getestet werden. Vom Deutschen Städte- und Gemeindebund kam Kritik. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag), die Beschlüsse zu den Schnell- und Eigentests seien zu unkonkret. Landkreistagspräsident Reinhard Sager verlangte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe "eine verlässliche Planung zu Zeitpunkten, Abläufen und Verantwortlichkeiten".
Die Hausärzte, die spätestens von April an in die Impfkampagne einbezogen werden sollen, forderten, dafür müssten die Praxen von Bürokratie entlastet werden. Jeglicher vermeidbarer Aufwand müsse wegfallen, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, begrüßte die Einbindung der Hausärzte: "Sie können schnell und viel wegimpfen", sagte Buyx dem Evangelischen Pressedienst (epd). Während in den Impfzentren weiter "strikt" nach festgelegter Reihenfolge geimpft werden soll, heißt es zu den Hausärzten im Bund-Länder-Beschluss, sie sollen die Priorisierung als Grundlage nehmen, es sei aber eine flexiblere Umsetzung möglich. Buyx begrüßte das: "Die Priorisierung sollte auf keinen Fall erhöhtem Impftempo im Wege stehen." Deswegen sei "ein bisschen Flexibilität und Pragmatismus richtig, solange man die Richtung der Priorisierung beibehält".
Unterdessen wird der Astrazeneca-Impfstoff von der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts auch für über 65-Jährige und mit einem größeren Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung empfohlen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte, alle Älteren, die auf eine Impfung warten, könnten nun schneller geimpft werden. Er kündigte an, die Empfehlungen schnell in der Impfverordnung umzusetzen.
Bisher hatte die Stiko den Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen, weil über die Wirksamkeit bei Älteren nicht genügend Daten vorlagen. In der Gruppe der Hochaltrigen konnten daher in Deutschland nur die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna verwendet werden. Das verlangsamte die Impfungen. Außerdem blieb Astrazeneca-Impfstoff liegen.
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