Berlin (epd). Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hat den Bund-Länder-Beschluss, Hausärzten schon bald Corona-Impfungen zu liefern, begrüßt. "Die Einbindung der Hausärzte ist aufgrund der erwarteten höheren Menge an Impfstoff eine sinnvolle Idee, um voranzukommen", sagte die Medizinethikerin dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Sie können schnell und viel wegimpfen."
Dabei würden auch Hausärzte die Priorisierung nicht vernachlässigen. "Hausärzte kennen ihre Patienten. Sie wissen, wer wie krank ist", sagte Buyx und ergänzte: "Ich vertraue da den Hausärzten." Die Regierungschefs von Bund und Ländern hatten am Mittwoch beschlossen, dass Ende März, spätestens Anfang April auch Hausärzte Corona-Impfungen verabreichen können. Die Impfzentren sollen parallel weiterlaufen. Während dort weiter "strikt" nach festgelegter Reihenfolge geimpft werden soll, heißt es zu den Hausärzten im Beschluss, sie sollen die Priorisierung als Grundlage nehmen, es sei aber eine flexiblere Umsetzung möglich.
Buyx unterstützt dies: "Die Priorisierung sollte auf keinen Fall erhöhtem Impftempo im Wege stehen." Sie dürfe "kein starres, perfektionistisches Konstrukt sein, das in einer akuten Krise das Impfmanagement behindert". Deswegen sei "ein bisschen Flexibilität und Pragmatismus richtig, solange man die Richtung der Priorisierung beibehält".
Wichtig sei ein vorausschauendes Einladungsmanagement, sagte die in München lehrende Professorin. Auch in den Hausarztpraxen werde nach Terminvergabe geimpft werden, diskutiert werde dazu auch die Einbindung der Krankenkassen. Buyx hatte den vergangenen Beschluss der Bund-Länder-Runde, der eine höhere Priorität der Impfung von Lehrerinnen und Erziehern vorsah, kritisiert. Dabei sei es nicht um Organisation und mehr Tempo gegangen, erklärte sie. "Da hat man, um einen gesellschaftlichen Bedarf zu erfüllen - nämlich die Öffnung der Schulen -, die Priorisierung verändert. Da hatte ich sehr gemischte Gefühle."
Zum Vorstoß von Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) für eine Aufhebung von Beschränkungen für Geimpfte sagte Buyx, ihm gehe es ihres Wissens nicht darum, Geimpften früher Rechte zurückzugeben als anderen. "Es geht darum, dass Freiheiten für alle unter der Voraussetzung eines Tests möglich sind und dass Geimpfte dann statt Test ihren Impfpass zeigen könnten", sagte sie. Das beiße sich nicht mit der Empfehlung des Ethikrates.
"Geimpfte müssten beispielsweise vor einer Veranstaltung, die sie besuchen wollen, keinen Test machen", sagte Buyx. Das könne man zwar als kleinen Vorteil für Geimpfte sehen. "Gleichzeitig spart es aber Tests, die auch nicht im Übermaß vorhanden sind und die dann für andere Menschen zur Verfügung stehen."