Gießen (epd). Informationen über Corona-Schutzmaßnahmen erreichen nach Einschätzung der Kurdischen Gemeinde Deutschland (KGD) nicht alle Teile der Bevölkerung. Jüngste Medienberichte zu überdurchschnittlich hohen Zahlen von Menschen mit Migrationshintergrund, die an Corona erkranken, seien besorgniserregend, teilte die KGD am Donnerstag in Gießen mit. Der Verband forderte eine Diskussion darüber, wie Informationen auch an jene Bevölkerungsgruppen gelangen, die nicht "über klassische Informationskanäle, wie etwa deutschsprachige Medien", erreicht werden können.
Die bislang vorliegenden fremdsprachigen Informationsmaterialien zur Pandemie seien in der Regel digital und nicht in allen relevanten Sprachen verfügbar, hieß es. Für die 1,5 Millionen Kurden stelle die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung kein muttersprachliches Informationsmaterial zur Verfügung. Die hohen Infektionszahlen in Flüchtlingsunterkünften und unter Geflüchteten, unter denen viele Kurden seien, hätten das Kanzleramt nicht zum Handeln bewegt. Die Kurdische Gemeinde habe deshalb vor wenigen Tagen beim Verwaltungsgericht Berlin eine Klage gegen die Bundesregierung eingereicht. Da Anfragen beim Bund negativ beschieden wurden, habe man überlegt, ob eine Diskriminierung vorliege, sagte ein Sprecher der KGD dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Flüchtlinge verfügten nicht über die technischen Mittel, auf den Internetseiten der Bundesregierung zu surfen, betonte KGD-Generalsekretär Cahit Basar. Der Zugang zu lebenswichtigen Informationen müsse dringend niedrigschwelliger gestaltet werden. Die KGD könne die Informationen übersetzen, sagte der Sprecher, sie müssten nur gedruckt werden. Die KGD habe viele Kommunikationskanäle, um die kurdische Bevölkerung zu informieren.